16 August 2010

Die Herrin des Hauses Un



Ich habe diese Kurzgeschichte 1991 im Alter von 20 Jahren geschrieben. Der deutliche Bezug auf den Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft war gewollt. Er zollt meinem stärksten memetischen Einfluss neben Edgar Allan Poe in dieser Zeit Rechnung, den 80er und 90er Jahren des vorherigen Jahrhunderts, die ich als meine "gnostische Phase" bestimme. Ohne dass ich damals schon im Besitz der Begriffe war, um mich dessen bewusst zu machen, war ich als Wirt und Vervielfältiger in den gnostischen Memplex eingebunden.




Ein Blick auf meine Arbeiten seit dem zeigt, dass mich die Faszination gnostischer Ideen bis heute nicht los lässt. Angesichts ihrer verheerenden Wirkung in der Geschichte, ist es aber mein Anspruch, meinen Blickwinkel von dem eines inneren Teilhabers zu dem eines äußeren Beobachters zu erziehen.

Meine Texte aus dieser Phase zu unterschlagen würde diesem Anspruch widersprechen. Ich würde die Tiefe an Perspektive, die ich durch diese Zeit gewonnen habe verleugnen. dem Leser würde ein entscheidender Vergleichspunkt fehlen. Meine Entwicklung würde unglaubwürdig.

Letztlich, abseits aller ideentheoretischen Überlegungen, gibt es schlechtere Unterhaltungsliteratur als meine.

Es gilt, einen weiteren Lebenskreis zu schließen und das Jetzt mit dem Damals in Bezug zu setzen.

Update 27.12.2021:
Mittlerweile habe ich die Geschichte auch in zwei Teilen eingesprochen:

Gute Unterhaltung!



Die Herrin Des Hauses Un

eine Kurzgeschichte von Werner Habel

Gewidmet, meinem teuren Freund Karsten Fechner, dem ich noch eine Geschichte schuldig war.

Wenn Du Dein Ende ersehnst. Wenn Erinnerungen an wild brennende Jugend Deinen, zu schleimigen Klumpen von Staub geronnen Körper, wie reißende Würmer foltern. Dein Bett, einst Uterus bitterer Wollust, ist schon die höhnische Ahnung Deines modernden Grabes ... Dann preise die launige Gnade Deines Schicksals. Verblasse mit Deinem jüngsten Lächeln auf faltigen, mit altem Speichel verkrusteten Lippen.

Du hast es nicht erblickt. Deine Seele wurde nicht im letzten Moment doch noch gnädigem Wahnsinn mit obszönen Klauen entrissen, gnädigem Wahnsinn, den sie schon in verzweifelter Furcht vor Erkenntnis irr umklammert hatte, ihre Finger blutig von herausgerissenen Nägeln.

Spürst Du es schon? Spürst Du die gespaltenen Zungen der Versuchung, wie sie Deine Ohren lecken, rau und klebrig? Wie sie immer tiefer dringen, die selige Ruhe Deiner Unwissenheit stören, vernichten? Hoffnungslos schreit der Verstand gegen ihr kleines, spitzes Flüstern an.

Ich spürte es. Ich spüre es noch immer.

Mein erster Blick auf das Haus Un war eine Erlösung von langer Qual. Die Nachricht, dass das Haus, welches den größten, bekannten Schatz indianisch-ethnologischen Wissens beherbergen sollte, zum Verkauf stand, nachdem fünf der erlauchtesten Forscher auf diesem außerordentlichen Gebiet dort gelebt und gearbeitet hatten, spülte mich aus dem von verrottendem Geschwafel schweren Sumpf der Universität von New York in die Stadt Providence, wo sich nun, am südlichen Ende der Benefit Street , das alte Gemäuer vor meiner zittrigen Gestalt erhob.

Den erstaunlich niedrigen Kaufpreis hatte ich in freudiger Erregung im Büro, der mit der Nachlassverwaltung betrauten Anwälte entrichtet. Diese hatten die Aufgabe erhalten, nachdem der letzte Besitzer, Dr. Francis Blum, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, nach seinem spurlosen Verschwinden letztlich für tot erklärt worden war.

Selbst bereits hohen Alters, hatte er das Anwesen unter gleichen Umständen und aus den selben Beweggründen wie ich, erst vor wenigen Jahren erstanden. Kurz nach seinem Einzug, kündigte er der Fachwelt die Veröffentlichung umwälzender Erkenntnisse über die Mythologie der ur-amerikanischen Naturvölker an, die er, in der damals schon legendären Bibliothek des Hauses gefunden habe. Kurze Zeit später, brach er jeden Kontakt zur Außenwelt ab; sein Versprechen blieb unerfüllt.

Die Chance, diese Schuld nun als junger, aufstrebender Forscher begleichen zu können, erfüllte mich mit zwanghaftem Drang.

Daran änderte auch das absonderliche Verhalten der beiden Anwälte nichts, welches diese an den Tag legten, sobald ich den Vertrag unterzeichnet hatte. Nun, da alles geregelt sei, könne ich getrost nach New York zurückkehren und ihnen alles weitere überlassen. Das Haus sei ohnehin baufällig und unbewohnbar. Dass ich darauf bestand von meinem Besitz auch Gebrauch zu machen, ließ die Greise nur noch wunderlicher werden.

Nun ergingen sie sich abwechselnd in immer wilderen Erzählungen. Ob mir das seltsame Schicksal all meiner fünf Vorgänger nicht zu Denken geben würde. Ob ich denn nicht wüßte, daß das Haus Un, bis zur zufälligen Entdeckung seines wissenschaftlichen Schatzes durch seinen ersten prominenten Besitzer Prof. Dr. Carl Gustavsen, von den Bürgern von Providence stets gemieden war, ob seines unbestimmbaren Alters und irgendeiner Aura, die es ausstrahle.

Man müsse es ohnehin nur verkaufen, um der Stadt den horrenden Verlust an Grundkapital zu ersparen. Aus irgendeinem kindischen Aberglauben heraus wage niemand, es ab zu reißen. Man mute keinem mehr zu, dort zu leben.

Die Tatsache, dass dieses offensichtlich senile Gebrabbel aus den Mäulern angesehener Anwälte quoll, ließ mich unter keckem Gelächter ihr Büro verlassen und meinem Besitz zustreben.

Es ist nicht von dieser Zeit. Das ist alles, was ich über das Alter des Hauses sagen konnte. Das ist alles was ich sagen kann. Die tatsächliche Unmöglichkeit einer konkreten Bestimmung hatte zwei beunruhigende Aspekte. Nicht nur, dass es unmöglich war, den Bau dem Stil einer vergangenen Epoche zuzuordnen. Es war unmöglich, ihn irgendeinem bekannten Stil zuzuordnen. Hier fiel mir die Bemerkung eines der beiden Käuze ein. Demnach sei es ebenso denkbar, dass das Haus die dunkle Vergangenheit nicht überlebt habe, sondern aus einer noch düstereren Zukunft in das Jetzt verpflanzt worden sei, um Unheil zu bringen.

Vollkommener Quatsch, mit Sicherheit. Doch er reichte aus, mir noch viel lächerlichere Spinnereien einzugeben, für die ich mich selbst einen Idioten schimpfte, während ich das Haus betrat.

So konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, der ganze Bau sei eine schwärzlich grüne Gallertkugel, ähnlich dem Laich einer warzigen Kröte. Linkisch aufgepfropfte Dachgiebel gaben ihm nur die Maskerade eines Hauses. Die schmierig gelben Butzenscheiben der Fenster glotzten boshaft. Kranker Efeu umschloss das Mauerwerk gleich einer Haut aus vergifteten Venen, unter der es sich unaufhörlich zusammen zog und wieder entspannte, atmete. Unreiner Dunst mag schuld an diesen Halluzinationen gewesen sein. Er strömt e aus dem schimmeligen Rasen, der das Haus umgab. Deshalb meinte ich, meine Schritte brächten den Steinweg zum Haus ins Schwanken, würfen Wellen über das umliegende Gras.

Warum waren die sonst so dicht gedrängten Gebäude der Benefit Street so weiträumig um mein Anwesen herum gebaut worden, als kauerten sie furchtsam aneinander, im Angesicht des Grauens? Warum griff sprachlose Angst um meinen Schädel, als ich die unglaublich knorrige Tür öffnete?

Die Luft im Inneren war ein nasser, heißer Nebel, schwer vom Gestank verdorbener Algen. Die überaus starken, elektrischen Lampen, zweifellos angebracht von einem meiner Vorgänger, vermochten kaum ihn zu durchdringen.

Immer war dieses leise Geräusch zu hören, als ob Seegang gegen Schiffswände schlüge. Und andere Geräusche, über deren Ursprung ich nicht nachzudenken wagte.

Es fiel mir schwer, mein Gleichgewicht zu halten. Der Boden war rutschig und gab meinen Schritten nach.

Sowohl die Aufteilung als auch die Einrichtung der Räume war überraschend spartanisch. Der Haupteingang führte direkt ins Schlafzimmer. Hier fand ich außer einem einfachen Bett und einem Tisch mitsamt Stuhl nur eine Bodenluke, die über eine Treppe zum Kellergewölbe führte. Der grauenvolle Verwesungsgestank, der mir entgegen schlug sobald ich sie öffnete, veranlasste mich, diesen Teil des Hauses fürs erste unberührt zu lassen. Ich konnte nur noch feststellen, dass man von hier aus sowohl eine karge Herdstelle , als auch die ersehnte Bibliothek direkt erreichen konnte, bevor ich mich erschöpft auf den Stuhl fallen lassen musste.

Das bisher Erlebte hatte Psyche und Physis bereits weit über Gebühr strapaziert. Da war die nasse Hitze, die gepaart mit dem fauligen Gestank jeden klaren Gedanken so lange erhitzte, bis das Gehirn brodelnd aus dem Schädel floss. Da war dieser übelriechende, zähe Schleim schwarz-grünlicher Farbe, der buchstäblich alles bedeckte, aus dem alles zu bestehen schien. Und da waren diese krankhaft runden Räume, die dem Verstand nicht einen einzigen, rechten Winkel boten, an dem er sich auf der Flucht vor dem Wahns inn, dessen selige Geborgenheit ich damals noch nicht ersehnte, hätte fest klammern können.

Hätte ich in diesem Moment nicht das ekelhafte Bild meines schreckensverzerrten, viehisch schwitzenden Gesichtes in einem Wandspiegel entdeckt, meine Seele wäre verblutet. So riss mich der letzte Lebenswille meiner Ratio aus starrer Lethargie und ich stürzt e verzweifelt in die Bibliothek.

Wie enttäuscht war ich, als ich statt der erwarteten, endlosen Reihe deckenhoher Bücherregale nur eine kleine Vitrine neben einem einfachen Sekretär entdeckte. Diese zehn dünnen Bände, die hinter beschlagenem Glas zu erkennen waren, sollten der Schatz sein , der größte Geister so lange zu wilden Spekulationen angestachelt hatte? Furchtsam hörte ich mein krächzendes Lachen.

Es starb als ich die Türen der Vitrine öffnete. Der Gestank war unerträglich. Wie alles andere, waren auch die Bände gänzlich von der obszön zähen Masse umgeben. Ich konnte einen der Folianten unter schlammigen Geräuschen herausziehen. Doch kaum hatte ich ihn von der schauerlichen Substanz mit meinem Taschentuch gereinigt, musste ich feststellen, dass er selbst ihre Quelle war. Unaufhörlich quoll sie aus den irren Poren des grünen, ledrig weichen Materials, aus welchem Einband und Seiten gleichermaßen gewirkt schienen und das seltsam warzig war.

Mein über diesem neuen Schrecken verzweifelter Geist trieb mich, die Seiten aufzuschlagen, auf der Suche nach rettendem Sinn, nur um größerer Qual zu begegnen.

Es war nicht zu sagen, ob die Schrift auf den Seiten stand oder ob sie in der Flüssigkeit schwamm, denn sie schien sich zu bewegen. Auch war sie seltsam ungelenk ausgeführt. Es war nicht die Schreibweise eines chaldäischen Juden, der sich plötzlich lateinischer Zeichen bedienen muss. War es der Versuch eines Wesens, seine Unmenschlichkeit mit der Maske der Schrift zu verbergen? Der Gedanke ließ mich zittern. Von Fall zu Fall waren Symbole eingewoben, die Erinnerungen weckten, älter als alles Menschliche.

Nur was ich las, hielt mich ab, verängstigt auf dem Boden zu kauern. Wahrlich, meine seligen Vorgänger hatten nicht gelogen. Glaubte man dem hier gesammelten Wissen, dessen Verfasser nirgends vermerkt war, so musste alles, was über die Mythologie der nordamerikanischen Indianer bekannt war, umgeschrieben werden.

Den Stämmen Südamerikas wird als einzigen, ein ritualisierter Polytheismus mit namentlich bestimmten Gottheiten zugeschrieben. Bei den nordamerikanischen Stämmen spricht man gemeinhin nur vom großen Geist Manitu, der unter sich allerlei kleinere Naturgeister vereint und in unterschiedlichsten Formen verehrt wird. Nun lasen meine fiebernden Augen von einem ewigen Kult von Fruchtbarkeit, Tod und Metamorphose in dem Männer aller Stämme Priestergöttinnen geopfert wurden, um in eine neue Existenz hinüber geführt zu werden, die nur in vagen Unsinnigkeiten beschrieben war.

Die Priestergöttinnen selbst, waren auf krankhaften Illustrationen als Würmer mit menschlichen Köpfen dargestellt, ohne Zweifel nichts als eine naive Phantasterei. Doch als die Darstellung einer ihrer Tempel folgte, entfuhr mir ein heiserer Schrei. Es war das Haus, in dem ich mich befand, mein Haus.

Halb in Raserei, öffnete ich den nebenstehenden Sekretär und fand ungewohnt saubere und auch gut lesbare Abschriften des soeben Gelesenen. Ich kannte genug der Quellen, um zu erkennen, dass sie nicht vollständig waren. In einem Geheimfach fand ich schließlich das Notizbuch, in dem ich nun meine letzten menschlichen Gedanken festhalte. Hier hatte jeder der früheren Bewohner seine Erlebnisse vom Eintritt in das Haus an niedergeschrieben.

Angefangen bei einer sachlichen, wenn auch durch die vielen Absonderlichkeiten verstörten Sprache, über die Euphorie ob des sagenhaften wissenschaftlichen Fundes, gelangte jeder Bericht zu einem Punkt, wo von einer seltsamen Frau die Rede war, die den jeweiligen Hausherren des Nachts besuchte. Ich wollte diese Passagen übergehen, denn sie waren voll der Beschreibung unsittlichster Perversionen und dieser Männer unwürdig.

Auch erfüllte es mich mit Schrecken, dass die Schreibweise all dieser fünf weisen Herren mit fortschreitender Zeit genauso seltsam ungelenk wurde, wie ich es in den sonderbaren Büchern gesehen hatte. Dann brachen alle Berichte gleichsam in völlig wahnhaftem Geschwafel ab.

Was sollte ich von all dem halten? Doch Geist und Körper flehten nach Erholung. Ich musste schlafen. Also stieg ich in mein modriges Bett und fiel in einen tiefen, ungesunden Schlaf.

War es die nasse, erdrückende Hitze, das zuvor Erlesene, Erlebte? Mir träumte, die Bodenluke öffne sich. Mit einem Schwall ekligen Gestanks, entstieg dem Gewölbe eine Frau von unmenschlicher Schönheit. Das irre Licht meiner Räume warf seinen grünlichen Schein auf die nackte Haut ihres ungewöhnlich schlanken Körpers. Arme und Beine waren nur zu erahnen. Den Oberkörper aufgerichtet wie eine Schlange, schien sie auf den Unterschenkeln auf das Bett zu zu gleiten.

Bei näherer Betrachtung war ihr ebenmäßiges Gesicht unter den langen, schwarzen Locken fast formlos, blickten ihre großen, bernsteinernen Augen boshaft starr, wirkten ihre sinnlichen Lippen krankhaft wülstig. Ihre Haut indes war von Warzen übersät. Meine Seele schrie erstickt auf, denn obwohl mich diese Merkmale sonst als offenbare Hässlichkeit abgestoßen hätten, umklammerte ich das Weib in irrer Wollust, sobald es in mein Bett geglitten war. Tierisch vergrub ich meinen Mund in ihren Brüsten und begann zu saugen. Heraus quoll die zähe, schwärzlich grüne Brühe und doch, oh Gott, zog ich sie in gieriger Ekstase bis auf den letzten Tropfen aus. Ein bedrohliches Grunzen entrann ihrem Inneren. Dann kehrte sie in das Gewölbe zurück.

Als ich am nächsten Morgen schreiend aufwachte, versuchte ich krampfhaft das, was nur ein Alptraum sein durfte, zu verdrängen. Es gelang nicht.

Ich wollte die Nachricht über meine Entdeckung nach New York telegraphieren und als ich mich vor dem Spiegel herrichtete, entdeckte ich einen dunkelgrünen Fleck auf meiner rechten Wange. Er war ledrig und feucht. Als ich das Haus verließ , verspürte ich nicht die erhoffte Erleichterung, vielmehr die sprachlose Angst eines Säuglings, der gerade dem Mutterleib entzogen wurde.

Die Menschen auf der Straße bedachten mich mit angstvollen Blicken und mieden meine Nähe. Der Beamte im Telegraphenamt schrie mich in offener Feindseligkeit an, ich solle deutlich sprechen und nicht auf so widerliche Weise nuscheln. Wütend und verzweifelt rannte ich nach Hause zurück.

Wieder in der wohlig warmen Geborgenheit meines Heimes, fasste ich nun auch endlich Mut, den Keller zu erkunden. An den üblen Gestank hatte ich mich ungewöhnlich rasch gewöhnt, konnte ihm sogar einen unbestimmbaren Reiz abgewinnen.

Der Boden des Kellers war nach unten gewölbt, so als habe man lediglich eine Grube ausgehoben. Die Geräusche von Seegang waren hier stärker als irgendwo sonst im Haus. Meine Vorgänger hatten in Gläsern eingelegte Nahrung auf Wandregalen gelagert.

Dann sah ich das Loch im Boden, angefüllt mit der wahnsinnigen Masse. Sie kam von außen. Sonst sah ich nichts. Ich kicherte in kindlicher Verzweiflung, rannte zurück, warf mich zu Bett und sang mich in den Schlaf.

Der Alptraum kehrte zurück und mit ihm der unreine Akt. Doch diesmal folgte ich der Herrin, sprang ihr schreiend hinterher, als sie durch das Loch hindurch glitt, im grünen Dunkel verschwand. Tiefer und tiefer tauchte ich ihrem Schatten nach, umgeben von dem Saft, den ich gierig schluckte, atmete. Als ich mich umwandte, sah ich den Schatten des Hauses über mir, sah den Tentakel der aus seinem Boden hinunter ragt und es nährt.

Ich sank hinab und da lag die Priestergöttin auf ihrem alten Thron. Und zu ihren Füßen räkelten sich fünf Würmer mit Menschenköpfen. Sie lächelten mich an und hinter ihren wulstigen Lippen sah ich drei Reihen schrecklich kleiner, spitzer Zähne an Ober- und Unterkiefer. Auch ich lächelte, denn ich kannte ihre Gesichter. Ich hatte sie in den Nachrufen zahlreicher, wissenschaftlicher Zeitschriften gesehen.

Ich wachte auf, durchnässt neben dem Bodenloch kauernd.

Der Traum ist seitdem oft wiedergekehrt. Manchmal ertappe ich mich, meine Finger über die Bücher streichend, das Gesammelte gierig auf leckend.

Ogdoch Guum Maalcha! Nicht diese Ausbrüche der alten Weisheiten machen mir Angst, sondern die Tatsache, dass sich ein immer größer werdender Teil von mir danach sehnt, eins mit diesen Weisheiten zu sein.

Es fällt mir schwer, diese Gedanken zu denken, diese Worte zu schreiben. Denn mein Geist und mein Körper sind nicht mehr menschlich.

Hört mich an! Nicht nur das unerlaubte Wissen, das wir suchen und finden, bedroht unsere Seele! Es ist das Wissen, das uns jagt, uns auflauert, uns einfängt, das es zu fürchten gilt, wie nichts anderes! Nicht nur müssen wir aufhören zu suchen, wir müssen fliehen auf immer da!

Da kommt die Herrin, kommt, mich ein letztes Mal zu holen.

Oh, wie schön sie ist ...

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