Dirk und ich haben am letzten Samstag "Batman Begins" gesehen.
Eine seltsame Erwartungshaltung...
Batman wurde von Tim Burton 1989 fürs Kino zum Leben erweckt und von Joel Schumacher 1997 fürs Kino geschlachtet.
Damit starb der größte Comic-Held meiner Kindheit, von dem ich in den Achtzigern fast jedes Heft gesammelt hatte.
Nach Schumachers Massaker traute sich acht Jahre niemand mehr den maskierten Ritter auf die Leinwand zu bringen.
Würde er als düsterer Phönix oder als grell geschminkter Clown-Zombie zurückkommen?
Es ist der düstere Phönix geworden, allein das ist schon eine erleichternde Botschaft.
Aber es wird nicht dort weitergemacht, wo Burtons "Batman Returns" 1992 aufhörte.
Batman 2005 beginnt völlig neu.
Man merkt dem Werk an jeder Stelle die Nachwirkung des Schumacher-Schocks an.
Der Film nimmt sich selbst ernst und will um jeden Preis ernst genommen werden.
Dirk vermisst zurecht die expressionistische Ästhetik Gothams und die spährischen Variationen des Batman-Themas vob Dany Elfman.
Beides fällt dem Ansatz der neuen Sachlichkeit zum Opfer und bei der Filmmusik scheitert dieser Ansatz auch am deutlichsten.
Der Zimmer Hans zimmert so brachial bombastisch durch den Film, wie er schon durch "Gladiator" zimmerte und es seit dem mit deutscher Gründlichkeit, mehr oder weniger austauschbar, in jedem Film getan hat.
Das Selbstbewußsein, eine konsequente eigene Batman-Ästhetik zu schaffen, fehlt sowohl dem Bühnenbild, als auch der Filmmusik.
Der neuen Sachlichkeit fehlt die Identität.
Wenn Bruce Wayne das Waffenarsenal von Lucious Fox, dem Cheftechnologen des Wayne-Konzerns nach Verwertbarem für das Bat Cave inspiziert,
fürchtet man schon 007 und Q im neusten Bond zu beobachten.
Trotz all dem, bleiben bei mir beide Daumen für diesen Film oben.
Kein Batman war je so präsent, dominierend und glaubwürdig, wie in der Darstellung durch Christian Bale.
Bale ist nicht nur ein perfekter Batman, er ist auch ein perfekter Bruce Wayne.
Endlich wird mit der Mär aufgeräumt, der Held müsse hinter den faszinierenderen Gegnern zwangsläufig verblassen.
In keinem anderen Film wurde die psychische Zerrissenheit des Helden so genau herausgearbeitet.
Kein Batman war in seiner Dramaturgie so kompromißlos hart und düster wie dieser. Und damit trifft er genau das, was die Seele des Comic ausmacht.
Tiefe Werktreue bis ins Detail und großartige Besetzung bis in Nebenrollen, runden den guten Eindruck ab.
Dieser Batman lässt für die Zukunft zwar noch einigen Wunsch offen. Bitte besinnt Euch auch ästhetisch wieder auf die Comic-Vorlage und relativiert wenigstens hier, den Anspruch auf Realismus um jeden Preis!
Gebt der Figur ihren Wiedererkennungswert zurück und beendet mit Christian Bale das Besetzungskarussell um die Hauptrolle. Der Mann hinter der Maske mag austauschbar sein. Bruce Wayne ist es nicht. Und Bale hat bewiesen, wie wichtig Wayne für das Verständnis von Batman ist.
Aber schon jetzt macht dieser Neubeginn Lust auf die Rückkehr des Jokers, die für die Fortsetzung bereits angekündigt wird.
Unbedingt ansehen!
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