24 April 2015

Die Zukunft ist jetzt und sie ist tot.



Wir leben geschichtliche Vergangenheit und geschichtliche Zukunft als von der Natur gegebene Bedingungen unserer Gegenwart.

Das sind sie nicht.

Geschichtliche Vergangenheit ist eine menschliche Erfindung, ein Mem des 19. Jahrhunderts.

Ian Mortimer begründet  in seinem Buch "10 greatest changes of the past 1000 years", dass geschichtliche Zukunft ebenso ein Mem des 20. Jahrhunderts ist.

Science Fiction ist unser Maßstab um bestimmen zu können, wo dieser Zeitraum namens Zukunft liegt, auf den sich unsere Gegenwart zu bewegt.

Mit unserem technischen Fortschritt messen wir die Geschwindigkeit dieser Bewegung in  der Zukunft Gegenwart wird.

Unsere Eltern lebten die Science Fiction ihrer Urgroßeltern.
Wir leben die Science Fiction unserer Eltern.
In drei Jahren werden wir unsere Science Fiction von heute leben.

Der Abstand zwischen unserer Gegenwart und unserer Zukunft wird immer kleiner.

Zukunft vergeht immer schneller.


Diese Mutter aller technischen Vorführungen  von Doug Engelbart ist ein Beispiel für vergangene Zukunft.
Alles was hier gezeigt wurde, trug damals alle Merkmale magischer Technik nach Arthur C. Clarke.

Der allgemein vereinbarte Raum für Magische Technik in unserem Leben ist Science Fiction.

Science Fiction erlaubt uns, magische Technik als Teil unserer Zukunft den wir noch nicht verstehen, mit den Begriffen unserer Gegenwart zumindest beschreiben zu können.

Science Fiction erlaubt uns, die magische Technik der Zukunft aus sicherem Abstand kommen zu sehen, zu erwarten.

In Engelbarts Vorführung wurde die magische Technik der Zukunft plötzlich und ohne Warnung in seine Gegenwart geschossen.

Sie muss nicht eingeweihten Zeitgenossen als ein außerirdisches mysterisches Ritual erschienen sein.

Heute erscheint die aus ihr weiter entwickelte Gegenwartstechnik als unauffälliger Alltag.

Ist sie das wirklich, oder erscheint es nur dem Laien so?

Ist magische Technik weniger Mysterium, nur weil sie Teil des Alltags geworden ist?

Zumindest auf die Kulturtechnik der mittelalterlichen christlichen Liturgie trifft dies beispielhaft  nicht zu.

Zwar bestimmte sie den Alltag der gläubigen, aber eben nicht eingeweihten Massen, verstanden und beherrscht wurde sie aber nur von der damals durch sie bestätigten Priesterschaft.

Die geheime Feier des Mysteriums Internet die die technologische Priesterschaft um Doug Engelbart hier begeht, wird heute weltweit, täglich, stündlich, minütlich tausendfach privat wie öffentlich wiederholt. 

Die magische Technik hinter dem Mysterium wird aber bis heute nur von seinen Erben, der technologischen Priesterschaft verstanden und beherrscht.

Die Laien leben, fühlen, befolgen das Mysterium aus magischer Technik, ohne auch nur zu wissen, dass es verstanden werden kann.

Wenn sich die Zukunft so immer schneller in der Gegenwart auflöst, wo bleibt dann Science Fiction?

Werden wir übermorgen noch diesen künstlichen  Raum haben, in dem wir eine Grenze zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Wirklichkeit und Mysterium bestimmen und ziehen können?

Unsere Vernunft braucht diese Grenze um ihren Abstand zum Mysterium halten zu können.

Nur dieser Abstand hindert die Kaste eingeweihter Wissenschaftler daran, sich weiter in eine eingeweihte Priesterschaft zu entwickeln.

Dieser Abstand hindert die Uneingeweihten, wieder zu gläubig ergebenen Laien zu werden.

Geht dieser Abstand verloren, wird die Maschinensprache auf unseren Bildschirmen zu heiligen Schriften, wissenschaftliche Versuche werden zu Sakramenten und Kernkraftwerke zu Tempeln.

Dann wird sich die Wirklichkeit endgültig im Mysterium auflösen, in einer Gegenwart ohne Vergangenheit  und ohne Zukunft.

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