Die Vorhersagen bestimmen Heute zum Tiefpunkt der bisherigen Schlecht-Wetter-Phase. Im direkten Vergleich zu bisherigen Tagen, an denen wir zeitweise in Regen geduscht wurden, empfand ich es entschieden mild. Die spinnen, die Meteorologen!
Neubrandenburg ist ein architektonisches Kuriosum. Während die Altstadt noch von ihrem vollständig erhaltenen, mittelalterlichen Wall, samt seinen vier Toren eingeschlossen ist, findet man innerhalb dieser Grenze DDR-Plattenbau-Monströsitäten mit siecher Stasi-Ästhetik nahtlos an klassizistischen Representations-Bau des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts geflanscht. Es wirft die Frage auf, was desaströser in seiner Wirkung war, Bomben der Alliierten, oder Städtebauplanung der SED? Gleichzeitig scheint aber gerade aus diesem mehr gestört als zerstört sein eine Lebendigkeit zu keimen, die Neubrandenburg als erstem Ort auf unserer Tour das Adjektiv "urban" verdient.
Soviel zum Leben. Aber bin ich der einzige der bemerkt, dass eine ganze literarische Gattung dahin siecht?! Ich habe das folgende Phänomen in mehreren Buchandlungen, außerhalb und während unserer Tour beobachtet. Science Fiction stirbt! Zunächst werden die relevanten Titel lieblos mit der weiterhin boomenden Fantasy und der unsäglichen Seuche des Historienromans (Ein Genre, das vor Umberto Eco niemand wahrnahm und nach ihm niemand mehr zur Meisterschaft gebracht hat) in eine gemeinsame Abteilung abgeschoben. Das verbleibende Sortiment ist erschreckend winzig, sowohl alte, als auch neue Klassiker sucht man vergeblich. Isaac Asimov, Stanislav Lem, Philip K. Dick? Nichts. William Gibson, Bruce Sterling, Neil Stephenson? Leere. Wie lange ist das schon so?! Ich stelle fest, dass ich durch die zuverlässige Überfülle von Amazon der Situation einer realen Buchhandlung vollständig entwöhnt bin! Science Fiction nur noch im Cyberspace erhältlich? Welche Ironie! Was sagt es über eine sonst unvermindert lesende Gesellschaft aus, dass sie sich weder über die Utopie, noch über die Dystopie von zukünftigen Möglichkeiten mit der eigenen Gegenwart auseinander setzt, sondern nur noch den eskapistischen Fluchtpunkt sucht, sei es im metaphysischen Zerrspiegel der Fantasy, oder im aller Konsequenz entrückten Guckkasten des Historienromans? Ich bin alarmiert.
Hi Werner !
AntwortenLöschen"Unseren täglichen Reisebericht gib uns heut" Getreu dem Motto hab ich eben wieder deine heutige "Ettape de Ost" genüsslich und z. T. schmunzelnd revue passieren lassen.
Zum Thema bewundernswerte Menschen und reale Vorbilder kann ich nur Sagen stehst Du bei mir hoch im Kurs.
Jeden Abend wenn ich zu Haue abgeschlafft und lamentierend nach nur ein paar lächerlichen Kilometerchen Heimweg vom Rad direkt auf die Fernseh-Couch plumpse schrumpfen mein eflationiertes Ego und der innere Schweinehund prompt wieder auf erträgliche Stecknadelkopf-Größe zusammen sobald ich von Deinen überwundenen Strapazen und Herausforderungen des Tages lese.
Das gibt mir Auftrieb und verhindert wirkungsvoll jede faule Ausrede meinerseits zur Unsportlichkeit am kommenden Tag.
Dafür muss ich Dir einfach danken!
Zum Thema SciFi-Lektüre geb ich Dir recht. Es gibt -wie ich finde- aktuell immer weniger gute Autoren auf dem Sektor. Manchmal scheint es mir, als ob der große SciFi Hyper vorbei gezogen ist. Vielleicht haben aber momentan in diesen Zeiten der Regression die meisten Autoren keine wirklich neuen zukunftsweisenden Visionen oder Perspektiven mehr im Sinn, über die es sich zu schreiben lohnt... Auch auf Amazon ist nämlich dieses Genre meines Wissens gegenüber Fantasy und Horror oder Historienromanen längst im Schwinden begriffen. Vielleicht ist's aber doch nur ein vorübergehender Trend ? Im Medium Kino und TV jedenfalls krallt sich SciFi doch noch immer wacker ins Viewer-Hirn (ich denke an Stargate Atlantis 3.Staffel, an Battlestar Galactica oder an Firefly die neue Space-Cowboy Serie).
Na ja, genug geschwallt für heute... Ich wünsch gute Fahrt und schönes Wetter !
Ahio
Marion