31 August 2006

Radtour 2006, Kilometer 586, Campingplatz *im* Ziegelei-Park Mildenberg an der Havel

Heute hat uns das gute Wetter wieder eingeholt! Pünktlich ist unsere Tour entlang der Mecklenburgischen Seenplatte auch vollendet. Wir nehmen Erinnerungen an meditative Landschaften, zivilisationäre Niemandsländer, mörderisch schlechte bis überraschend gute Radwege und an Begnungen der faszinierenden bis kauzigen Art mit uns.

Nun sind wir vom Mecklenburgischen Seen-Radwanderweg auf den Fernradwanderweg Berlin - Kopenhagen gewechselt. In unserem ersten Abschnitt dieses Weges liegt die "Tonstichlandschaft Havel".

In den Achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts kamen hier vier Faktoren zusammen, die eine der Erfolgsgeschichten der industriellen Revolution in Deutschland begründeten.

Mehr durch Zufall wurden im Tal der Havel große, für den manuellen Tagebau zugängliche Tonvorkommen entdeckt. Die Havel bot sich als direkter Vertriebsweg nach Berlin an. Ein zeitgleich heißer, inländischer Bau-Boom als Symptom der deutschen Gründerzeit, stellte eine ständige Nachfrage nach mehr Ziegeln. jetzt brauchte es nur noch geschäftstüchtige Unternehmer zur richtigen Zeit vor Ort, die es verstanden, aus den gebotenen Chancen schnell viel Geld zu machen.

Innerhalb eines Jahres, war die Natur-Idylle von den Schloten der ersten Ziegeleien gesäumt. Mit bis zu dreißig Ziegeleien entlang der Havel, wurde zeitweise die größte Ziegelstein-Produktion Europas erreicht. Bis in die Sechsziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde weiter produziert.

Jetzt, 120 Jahre nach den ersten Anfängen, zelten Dirk und ich auf einer Wiese, mitten im Ziegeleipark Mildenberg, einer zum Freiluft-Industrie-Museum umfunktionierten, stillgelegten Ziegelei. In unmittelbarer Nähe umgeben uns Ton-Förderanlagen und riesige Ringbrennöfen und wir haben das ganze Gelände praktisch für uns allein. Ich genieße es, Geschichte zu atmen.

Gerade haben wir im Radio erfahren, dass wir rechtzeitig zur IFA 2006 in Berlin sein werden! Ich liebe es, Zukunft zu atmen.
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-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: we.ha@gmx.net
Betr.:Radtour 2006, 30. 08. 2006, Kilometer 532, Campingplatz am Gobenowsee
Datum: Do 31. Aug 2006 12:46
Größe: 1K
An: darketeer.wernerhabel@blogger.com

Dieser Eintrag erscheint mit einem Tag Verspätung, weil ich ihn gerade in einem Funkloch schreibe.

Zuerst eine Korrektur meines Eintrages vom 28. 08. 2006: Der CDU-Kandidat für Mecklenburg-Strelitz heisst natürlich richtig Vincent Kokert, nicht Kolkov. Ich hätte meinen Fehler nicht bemerkt, wenn die Union die Plakatierung seines Gesichtes nicht mittlerweile stark forciert hätte. Stark forciert heisst, dass das Bastian Pastewka look-alike Dich jetzt buchstäblich von jeder Straßenecke anlächelt. Gut so, die Union hat begriffen, wie man das kollektive Medien-Bewusstsein an die Wahl-Urne treibt: Dauer-Penetration mit simplen Schlüßelreizen! Und mein Fehler belegt, dass sowohl Namen, als auch Aussagen auf Plakaten schon bei 20 Km/h Aufmerksamkeitsspanne einfach nicht hängen bleiben.

Wer sich selbst für hart hält und sein Rad für härter, dem mache ich diesen Vorschlag: Radel von Neubrandenburg nach Neustrelitz und versuche dabei, die weit ausholende, offiziell ausegewiesene Radwanderwegsführung mit eigenen Abkürzungen zu überbrücken. Und bitte rufe mich sofort an, solltest Du mitten drin nicht aufgeben. Ich möchte Dein hysterisches Schluchzen hören, wenn Du am Telefon rückwirkend einen Nervenzusammenbruch erleidest. Die zwangsläufig aus dem Versuch der Abkürzung entstehende Strecke setzt für den Begriff "unbefestigter Radweg" neue Maßstäbe und verlangt Dir und Deinem Rad alles ab. Klar mein Trike hat auch diese Etappe der Leiden überlebt, Navigator Dirk hat nun mehrfach seine uneingeschränkte Offroad-Tauglichkeit gelobt. Mein Trike und ich haben uns durch Strecken gebissen, durch die Dirk schieben musste. Trotzdem, so eine Etappe bleibt auch in Stahl-Knochen hängen. Zurück in Mainz, geht es erstmal in die Rad-Intensiv-Station meines Vertrauens, für die große Nachsorge-Untersuchung.

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