29 Juli 2005

Elberadtour 2005, Tacho: 8341 km

Nach einem Tag der Rekonvaleszens, heute wieder eine klassische tour de force bei anhaltender Sonne mit nur unbedeutenden Unterbrechungen.

Nicht zuletzt diese Hitze trug zur Härte der heutigen Etappe bei. Es war einer dieser Tage, der Mario und mich auf der Bodensee-Tour dazu trieb, unsere Köpfe in öffentliche Brunnen zu tauchen ;-)

Doch die Hitze hat nur einen anderen Faktor in seiner demoralisierenden Wirkung potenziert.

Der treue Leser erinnert sich, dass ich zu Beginn der Tour von Gegenwind, nein, von GEGENWIND! berichtet habe.
Heute muss ich von STEIGUNGEN! berichten.

Man denke sich einen bewaldeten, steilen Hügel.
Man denke sich weiter einen unbefestigten Pfad aus weichem, rutschigen Untergrund, der ein mit Gepäck beschwertes Rad tief einsinken lässt, ohne ihm den geringsten Halt zu bieten.

Weder Dirk noch ich konnten unser Rad hinauf fahren. Beide mussten wir es in drückender Schwüle hinauf schieben.

Wer mein Liegedreirad kennt, weiss was "sein Rad hinauf schieben" für mich bedeutet...
Zu Beginn des Pfades fühlte ich mich noch wie Fitzgeraldo, der ein Dampfschiff durch den Amazonas-Dschungel hindurch wuchtet. Weiter oben, immer noch kein Ziel vor Augen, biss mir der eigene Schweiss in die Augen, mein Herz war pochend in mein Mittelohr gwandert und bunte Lichter tanzten vor meinem schwimmenden Blick. Ein guter Augenblick und Ort um zu sterben.

Nein, ich wollte nicht, dass man mir hilft.
Ja, ich habe das mal wieder in einem Ton deutlich gemacht, der in der Liebe nichts zu suchen hat.
Sorry, Süßer!
Robo-Wern hat 's allein geshafft!

Der richtige Moment, um die positiven Hohepunkte dieser Etappe zu nennen:

Dirk und ich vor dem Tor des Atom-Müll Endlagers Gorleben. In der allgegenwärtigen Terror-Bedrohung hinterlässt das zumindest nicht erkennbare Sicherheitskonzept der Anlage ein mulmiges Gefühl im Bauch...

Ich konnte zumindest ohne eine Reaktion der GSG9 zu provozieren, meiner Pflicht zum zivilen Ungehorsam nachkommen.
Entsprechend meiner politischen Verortung als bündnisgrüner Realo, verrichtete ich meine kleine Notdurft am Geländezaun. Widerstand! ;-)

Die Sonne beschien heute niedersächsische Landschaften, für die der Begriff "ländliche Postkarten-Idylle" erfunden wurde. Einfach schön!

Fazit: Eine Etappe, die uns beiden alles abverlangte und der wir nichts schuldig geblieben sind.
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2 Kommentare:

  1. Anonym07:30

    Respekt Respek RoboWern angesichts dieser Leistung !

    Beim Lesen Deiner Retrospektive schießt wir automatisch der Begriff
    "Der letzte Mohikaner"
    ins Großhirn.

    Und mit einem Bild vor Augen von einem einsamen Helden rittlings auf seinem treuen Eisenross sitzend oben auf einem windumwehten Hügel den Blick in die unendlichen Norddeutschen-Weiten gerichtet...

    verneige ich mich ergriffen vor Ehrfurcht und freue mich auf weitere
    Tagebucheinträge.

    Marion

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  2. Danke für Deine ehrenvolle Assoziation!

    Aber das Eisenross hätte auch Rosinante heissen können und ich Don Quixote
    oder Sancho Panza ;-)

    ... they might be giants!...

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