25 Juni 2006

KDE muss sterben! Und Gnome auch! Linux braucht einen Standard-Desktop!


Ich bin ein KDE Evangelist. Ich arbeite gern mit KDE. KDE ist die beste Bedienungsoberfläche für Linux. Trotzdem bin ich sicher, dass das Standard-GUI für Linux in Zukunft nicht KDE heißen wird. Genauso wenig, wie es GNOME heißen wird.

Solange beide Lösungen existieren, wird es kein Standard-GUI für Linux geben. Solange es kein Standard-GUI gibt, kann Linux den heiligen Gral des IT-Marketings, den Desktop des DAU nicht erobern.

Das GUI eines typischen Linux-PC ist heute ein leidlich zusammenhängendes Patchwork der Einzelteile der zwei am weitesten verbreiteten, völlig verschiedenen GUIs, die von zwei unterschiedlichen Entwicklergruppen getrennt voneinander entwickelt werden: Gnome und KDE.

Dabei bietet jedes GUI dem Benutzer in jedem Arbeitsfeld, seine eigene Neuerfindung des Rades an und zwar in Konkurrenz zueinander.

Zu den ersten Entscheidungen, vor die ein bisheriger Windows- oder MacOSX-Benutzer bei seiner allerersten Linux-Installation gestellt wird, gehört seine Wahl zwischen den zwei GUIs: Gnome oder KDE?

Warum muss er diese Entscheidung treffen?! Er weiß nicht, was KDE ist, er weiß nicht was Gnome ist; geschweige kennt er ihre Unterschiede.
Was schafft eine Situation, die uns zu Entscheidungen zwingt, deren Konsequenzen wir nicht kennen? Verunsicherung und Angst, ausgerechnet in einem Moment der von Vorfreude erfüllt sein sollte, auf die Befreiung aus den Ketten proprietärer Software!

Warum kann der Benutzer nicht von einem konsistenten und kohärenten GUI begrüßt werden, mit einheitlichem Look'n'Feel und der Gewissheit das alle Einzelteile des Systems reibungslos miteinander zusammenarbeiten?

Warum statt zwei getrennten und damit schwachen Lagern, nicht eine starke Entwicklergemeinschaft, die gemeinsam am bestmöglichen Standard-GUI für Linux arbeitet?

Dieser Artikel kommt zu dem Schluß, dass KDE dem Benutzer nicht das Gefühl eines kohärenten Ganzen gibt.
Ich stelle fest: Es gibt im Augenblick keine einzige Linux-Distribution, der es gelänge, Linux als ein konsistentes, geschweige kohärentes, ganzheitliches System anzubieten. Und das ist letztendlich die einzige Existenzberechtigung für jeden Linux-Distributor.

Wenn Linux kein ganzheitliches System wird, bleibt Windows ohne Alternative.

Es geht seit langem nicht mehr um den Informatikstudenten, den Linux schon 1995 überzeugt hat und der heute Enlightenment oder xfce als Linux-GUI nutzt. Es geht längst um seine Mama, seine Oma, seinen Papa.

Weder darf KDE Gnome schlucken, noch von Gnome geschluckt werden. Entsprechend der menschlichen Natur, würde das mehr Neid und Eitelkeit schaffen, als mit zukünftigen Erfolgen aufgewogen werden könnte.

Wenn es den Entwicklern von KDE und Gnome mit ihrer Konkurrenz zu Windows ernst ist, dann lösen sie ihre beiden Projekte heute noch auf und gründen morgen ein neues gemeinsames Projekt für das Standard Linux-GUI.

Die Richtung ist klar und bekannt.
Ich freue mich auf das Standard Linux-GUI!


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4 Kommentare:

  1. Anonym21:07

    Das sehe ich aber komplett anders ;) Ich bin der Meinung, das gerade diese "Softwarevielfalt" als den großen vorteil von freier Software ausmacht, es gibt zu eigentlich allem ne freie Alternative.
    Hätten wir nun einen Standard-Desktop würde die ganze Sache ihren Reiz verlieren, da kann man auch gleich (wieder) zu Mac/Windows wechseln, so haben wir praktisch unsere "eigenen" Konkurrenz, die sich gegenseitig antreibt. Im Endeffekt haben zumindest die meisten Distributionen einen Standard-Desktop, so wird auch sicherlich kein Neuling dazu gezwungen selber zu entscheiden, sollange er dies nicht möchte.

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  2. Anonym12:17

    Ich sehe das auch komplett anders.
    Nach meiner subjektiven Meinung ist KDE auch die bessere Desktopumgebung, aber das sehen nicht alle so und das ist auch gut so :-)
    Wozu brauchen wir einen Standarddesktop ?! Ich finde jeder sollte sich sein OS so zusammenstellen wie er es am schönsten findet.
    Außerdem würde so etwas nie geben und es ist absolut utopisch.

    Da man für dieses vorhaben auch eine standard Linux Distri vorschreiben.
    Und dann würde es nicht mehr frei sein !

    Zum Schluß kann man nur sagen, dass ein "Standarddesktop" ein Schritt zurück wäre und Linux sollte frei sein :)

    Democracy 4 Linux :P

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  3. Anonym23:18

    Werte Besucher diese Forums,
    ich stimme Herrn Habel in den meisten Punkten Seiner Aussage voll und ganz zu, wenn auch nicht in allen. Ich selbst bin mittlerweile 18 Jahre Microsoft geschädigt und verfüge über ein mehr als umfangreiches Wissen, sowohl in der Administration als auch in der Anwendung von Dos- und Windows basierenden Anwendungen.
    Linux interessiert mich bereits seit einigen Jahren und ich habe mich auch zwischendurch mehr oder weniger erfolgreich mit einzelnen Distributionen auseinandergesetzt. Die fast unglaubliche Anwendungsvielfalt und der Jungle aus verschiedenen Kernels und dazu passender Anwendungen, führen jedoch dazu, das die Usability von Linux für den Durchschnittsanwender auf ein extrem niedriges Niveau fällt. Ohne einen gemeinsamen Standard wird Linux niemals ein ernsthafter Konkurent zu Windows werden und auch der eigentliche Gedanke feier Software erstickt an seiner eigenen Vielfalt, denn der Durchschnittsanwender (93%) sind nun mal keine Freaks sondern normale Leute die einfach nur am Computer arbeiten und sich auf jedem Arbeitsplatz zurechtfinden wollen. Das bedeutet nicht, daß man keine verschiedene Distributionen mehr anbieten sollte, doch ein gemeinsamer Standard ist die Grundvorraussetzung für einen entscheidenden Durchbruch von Linux, denn so gleicht das eher der Baustelle zum Turmbau von Babel und wer die Story der guten alten Bibel nicht kennt kann dort nachlesen was dort Passiert ist ;)

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  4. Der Standard Linux Desktop ist keine Gefahr für die freie Auswahl an Anwendungen für den Linux Endanwender, im Gegenteil.

    Er senkt die Kosten für jeden Programmierer, seine Software für n Desktop Varianten kompatibel zu entwickeln.

    Niedrigere Kosten erleichtern alternativen Software Produkten den Einstieg in den Linux Markt. Konkurrenz wird so gefördert, nicht behindert.

    Die Konkurrenz zwischen KDE und Gnome schadet beiden Systemen, statt ihnen zu nutzen.

    Wertvolle Ressourcen werden auf beiden Seiten darauf verschwendet, die eigene Version des Rades neu zu erfinden. Statt dessen sollte man diese Resourcen bündeln und gemeinsam an der ständigen Verbesserung des Rades arbeiten.

    Das Ergebnis wäre ein Desktop, der noch schneller besser wird.

    Der Gewinner ist der Anwender.

    Es wird zwischen KDE und Gnome keinen Sieger und keinen Verlierer geben, keine freundliche und erst recht keine feindliche Übernahme geben.

    Weil beide Entwicklungen Teil des Open Source Ökosystems sind, werden beide ganz natürlich immer mehr ineinander diffundieren. Sie werden organisch zu einer neuen Lösung verschmelzen, deren Name heute noch niemand kennt.

    Der Gewinner wird der Anwender sein.

    Wer heute behauptet, Der Linux Standard Desktop sei eine Utopie, hat vor 6 Jahren an die Utopie geglaubt, die Linux Befehlszeile bräuchte keinen Desktop um die Weltherrschaft zu erringen.

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