18 Juni 2006

Von Microsofties, Äpfeln und... Menschen!

Ich mag den Scobleizer.

Robert Scoble zeigt auf erfrischende Weise, das vieles, das mir an Windows nicht gefällt, weniger mit der Software und mehr mit der inneren Einstellung der Menschen zu tun hat, die hinter der Software stehen.

Allein die Tatsache, dass es den Scobleizer gibt, spricht für eine radikale Wende in der Politik von Microsoft.
In der Vergangenheit reichte es aus, die Anwender mit mehr oder weniger sanftem Zwang an die eigenen Produkte zu binden.
Diese Epoche ist offensichtlich vorbei.

Microsoft betreibt offenes Marketing! Kommunikation mit dem Kunden! Selbstkritik!
Der Anbruch des Goldenen Zeitalters?

Nein. Microsoft reagiert auf den Druck des Marktes so schnell und konsequent, wie schon seit den Tagen, als es noch Kriege um das dominante Textverarbeitungsprogramm gab. Diese Politik wurde bei der Vernichtung von Netscape erfolgreich perfektioniert. Mit der Wiederkehr von Netscape als Mozilla ist der neue Feind klar: Open Source.

Im Gegensatz zu Apple, brauchte Microsoft nie einen Evangelist. Jetzt schon. Und peng! Da ist auch schon der Scobleizer!

Die Open Source Community darf sich keine Illusionen machen.
Von Microsoft kopiert zu werden, ist weder Kompliment, geschweige denn ein Zeichen von Schwäche. Es ist die offene Kriegserklärung!
Wer glaubt, die Open Source Bewegung könnte Microsoft ändern, ohne selbst dabei verändert zu werden, ist so naiv wie die Stundenten von 68.

Wie ernst es Microsoft ist, zeigt sich hier.
Ray Ozzie beerbt Bill Gates als Chef-Ideologe, während Gates sich nun darauf konzentriere kann, die Welt zu verbessern.

Es ist die beste mögliche Entscheidung!
Gates ist mit seiner Goldgräber-Mentalität nicht mehr der richtige Führer für die Märkte der Zukunft. Die erfordern ein Vielfaches seiner sozialen Kompetenz, um erfolgreich zu sein.

Mit Ray Ozzie kommt jemand, der Allianzen nicht erzwingen muss, sondern sie aufbauen kann. Angesichts des "Charakters" von Steve Ballmer, darf man für die Zukunft eine noch erfolgreichere Arbeitsteilung von Guter Bulle/Böser Bulle erwarten.

Und kann man es eigentlich laut genug sagen? Ray Ozzie hat ein Blog!!!
Steve Jobs hat keines!

Am Punkt dieser Erkenntnis, müsste unser bekanntes Universum augenblicklich in einer Logikwolke verpuffen.
Steve Jobs, eines der größten Marketing-Genies des Planeten, hat kein Blog!
Er darf keines haben.
Der offene Charakter des Blogs würde den Nimbus von Apple als Kunstwerk zerstören.
Und dieser Nimbus ist alles, was Apple von den Träumen der Marktführerschaft noch übrig geblieben ist.
Der tatsähliche Marktführer kann sich die scheinbar gelassene Offenheit, die er insgeheim dringend nötig hat, entspannt leisten.

Aber die Zwänge des Steve Jobs gehen tiefer.
Er darf den Stress des Tagesgeschäfts nicht in den wohlverdienten Unruhestand eines Visionärs verlassen.
Auf tragische Weise, ist der Erfolg von Apple ohne Steve Jobs heute noch unvorstellbarer als vor 20 Jahren.
Die Firma hängt am Tropf kanibalisierter Märkte. Der Gedanke an eine Nachfolge grenzt an Ketzerei. Muss Jobs bei einer Keynote tot zusammenbrechen?

Linux auf dem langen Marsch durch den Markt.
Microsoft auf dem Weg zum Kunden.
Apple an seinen Grenzen.

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