26 August 2006

Radtour 2006, Kilometer 331, Campingplatz Boek an der Mueritz

"Here comes the sun,
dubn dudu,
Here comes the sun,
And I'd say,
It 's alright!"

Von Röbel (Röbel, lieber Ron, Röbel), über Waren bis hier nach Boek an der Müritz, Sonne satt, die gerade am Horizont des Sees untergeht.

Was gibt es über Waren an der Müritz zu sagen? Endlich mal eine Stadt auf unserer Tour, die in Sachen Radwegeführung sehr viel richtig macht. Aber das ist nicht mein Höhepunkt in Waren. Wenn Du in die Mozartstraße fährst, fällt ein verwarloster 50'er-Jahre Bau mit schlapp aus dem Fenster baumelnder Deutschland-Flagge auf. Als nächstes fallen die stahlverkleideten Fenster auf. Und dann die Schrift über diesen Fenstern: "Zutts Patrioten-Treff, Schutz vor linker Gewalt".

Ach.

Nun bin ich selbst ein durchaus gewaltbereiter, linker Patriot. Als solcher, leuchtet mir das Konzept, hilflose, rechte Patrioten in solchen Reservaten zu konzentrieren, um sie dort vor Monstern wie mir zu schützen, durchaus als logisch ein. Aber warum verbringt man diese bedauernswerten, rechten Opfer ausgerechnet nach Waren an der Müritz, wo ich ihnen offensichtlich immer noch problemlos gefährlich werden kann? Warum emmigriert man nicht die gesammte Gruppe diskriminierter, rechter Patrioten an einen wirklich vor mir sicheren Ort? Zum Beispiel Madagaskar. Ich bin über diese Frage so irritiert, dass ich ganz vergaß, ihnen Gewalt anzutun.

Heute hatte mein Trike seine erste Reifen-Panne. Da ich den besten Fahrrad-Pannendienst der Welt zum Manne habe, war es keine Katastrophe, sondern ein archaischer Initiationsritus binnen fünfzehn Minuten. Die erste im Kampf erworbene Narbe.

Kaputte Gepäckaufhängung, Reifenpanne; Werner, warum machst Du dir den Stress?
Weil es keinen gleichwertigen Ersatz gibt. Klar, auch ich könnte mir ein computergestütztes Hamster-Laufrad ins Eigenheim stellen. Es böte mir eine stufenlos regulierbare Steigungs-Simulation und eine virtuelle Panorama-Tapete in einer Endlos-Schleife.
Hätte ich den Rausch des Fahrtwindes? Nein.
Hätte ich den Triumpf am Gipfel einer harten Steigung? Nein.
Hätte ich den Reiz einer ständig neue Herauforderungen stellenden Strecke? Nein.
Aber gerade das macht das Radfahren in freier Wildbahn erlebenswert. Die Simulation erreicht die Realität noch nicht. Davor stehen noch große Fortschritte in künstlicher Intelligenz und virtueller Realität. Solange ist der Stress der gute Preis für ein nicht synthetisierbares Erlebnis.

Das Zelten an sich, ist dagegen reiner ökonomischer Zwang. So gerne ich mich am Tag über meine Grenzen hinweg radle, so gern würde ich abends vom Rad ins Bett fallen, ohne dass letzteres vorher immer erst noch aufgebaut werden muss.

"But everybody pays to play"

1 Kommentar:

  1. Anonym00:26

    Hallo Kampfschwein, dein Urlaubsblog ist ein täglicher Höhepunkt auf der Surfpartie durchs Netz. Du bist eindeutig jobmäßig falsch unterwegs: Schmeiß dein Headset in die Ecke und wechsle zur schreibenden Zunft!!! Grüß Bärchen und MeckPomm von mir!
    :-) Mario

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