Warum in dieser Dokumentation über Michael Drosins Bibelcode der offensichtliche Bezug zur mystischen Tradition der jüdischen Kabbala nicht ein einziges Mal erwähnt wird, ist nicht nachvollziehbar. Selbst der Wikipedia-Eintrag zum Bibelcode erkennt diesen wichtigen Zusammenhang als solchen an.
Nur wenn bewusst wird, dass in der Entstehung des Bibelcodes über 50 Jahre lang, nicht nur Rabbiner, sondern ausgewiesene rationale Naturwissenschaftler und veritable, investigative Publizisten eindeutig in uralter, gnostischer Tradition, verborgene Warheiten im Text der Thora mit den Ritualen kabbalistischer Wortmagie suchten, erst dann wird die Bedeutung des Bibelcodes als Replikator gnostischer Meme klar.
Nur wenn diese Bedeutung klar ist, kann die Wirkmacht dieses Buches qualitativ richtig eingeschätzt werden.
Es geht dabei nicht um die Anerkennung und Bestätigung innerhalb der akademischen Gemeinschaft. Mag das für die Wissenschaftler Rips und Witztum noch Motiv gewesen sein, spätestens Drosning suchte vorrangig den publizistischen Erfolg.
Es geht ebenso nicht um die Diskussion der kriminellen Energie des Autors.
Alarmierend ist vielmehr; keiner der Beteiligten scheint einen Widerspruch seines theoretisch rationalen Anspruchs zu seiner kabbalistisch gnostischen Praxis zu sehen.
Damit kann die Gnosis seit vorchristlichen Zeiten über den Bibelcode ein weiteres Mal zum unreflektierten medialen Popkult mutieren.
Diese Reflektion auch in der professionellen Kritik nicht nachzuholen, verstärkt nur die Wirkmacht dieses Kultes.
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