21 März 2010

Touch we can believe in - Ein Bild und seine Botschaften



The Joy of Tech kultivieren schon lange eine innige Hassliebe zu allem, was den Cult of Mac ausmacht. Es ist die Liebe des engagierten Alltags-Gläubigen. Er findet seinen Lebensinhalt und Halt in den Ritualen seiner Gemeinde.


Die Sonntagspredigt, das gemeinsame Feiern der Sakramente, all das will er nicht missen. Trotzdem steht er mit seinem Glauben in pragmatisch abgeklärter Distanz zum Klerus. Beim Tauffest findet man ihn im Kreise Gleichgesinnter, lästernd über die Weltfremdheit ihrer Kirche im Allgemeinen und ihres Priesters im Besonderen.

Wie alle Apple Anwender der ersten Stunde erleben die Autoren von "Joy of Tech" eine wachsende Spaltung ihres persönlichen Glaubensbekenntnisses von den alltäglichen Praktiken ihres Klerus und seines Hohepriesters Steve Jobs. Mehr noch, die Gemeinde zweifelt verstärkt, ob sie zusammen mit ihrem Klerus, wirklich jemals eine Gemeinde im Glauben war, geschweige ist.

Betrachtet man den Umgang des marktwirtschaftlichen Unternehmens Apple mit dem Cult of Mac über die Zeit, so sind diese Zweifel berechtigt. Dieses Verhältnis war immer das eines Rationalisten zu einem religiösen Romantizismus. Es war geprägt von einer gutmütigen Fremdscham, wie man sie sonst für einen engen, aber geistig zurück gebliebenenen Verwandten empfindet. Die naiv unbedingte Liebe, die er einem offen entgegen bringt, ist peinlich, aber man nimmt sie ihm nicht übel. Er ist halt so. Man achtet und leugnet ihn gleichzeitig.

Erst mit der Einführung des iPhone schien Steve Jobs die herangetragenen, kultischen Insignien pars pro toto für Apple anzunehmen. Das Gerät wurde als kollektive Erlösungsmaschiene (Jesus Phone) gefeiert. Dem Kult wurden Tempel gebaut.

Die Apple Nutzer verstanden diese Wandlung als überfälliges Bekenntnis der Kirche zur Gemeinde der Gläubigen.
Als Folge wurden Ihre Markentreue und Ihre Kaufbereitschaft für neue Apple-Produkte weiter gesteigert und gesichert. Nur im nachhinein wurde und wird klarer, dass diese beiden Folgen tatsächlich kalkulierte Ziele für Apples Umschwung waren und als solche erreicht sind. Das Glaubensbekenntnis entlarvt sich als Reklame. Hier liegt der Quell der Desillusionierung. Hier liegt die wahre Parallele zum Phänomen Obama, die über eine gemeinsame Bildsprache gezogen wird.

Denn Barack Obamas Wahlkampagne war nicht nur auch das Phänomen eines religösen Erlösungsversprecherns. Inzwischen, im Januar 2010 ist diese Wahlkampagne auch das Phänomen einer religiösen Enttäuschung.

Vor diesem Hintergrund erhebt sich das von Joy of Tech geschaffene Bild über den Comic zur Satire.




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