28 Dezember 2015

Der Krieg der Sterne - Die Apokalypse der Übermenschen, gnostische Hysterien in der Pop-Kultur


Worin liegt heute der Reiz von Star Wars, der Antrieb der Hysterie um Star Wars?

Ist er ausschließlich in der gemeinsamen Traumaarbeit der sentimental nostalgischen Subkultur zu finden, die um die Erscheinung Star Wars herum ihre geistige und geistliche Heimat gefunden hat?

So habe ich es im Gespräch mit +Florian Barbarino vermutet.

Wenn das alles wäre, die Erscheinung bliebe in ihrer Wirkung und Bedeutung auf diese Subkultur  beschränkt und für das Verstehen des großen Rests der Gesellschaft ohne Bezug.

+Franz Wegener hat mich auf einen Text von Georg Dietz hingewiesen, der ahnen lässt, dass es aber auch hier wieder um mehr geht, als an der Oberfläche erkannt werden kann.



 Dietz beschreibt die Erscheinung Star Wars mit Begriffen, die aufhorchen lassen, weil sie von anderen Begriffen abgeleitet werden können, die den Film und seine Subkultur in viel ältere, vielschichtigere, weiter reichende und wirkmächtigere Zusammenhänge mit der Entwicklung unserer Gesellschaft bringen.
Nur ein paar Beispiele:


Techno-Buddhismus
Faschismus-Ästhetik auch für Antifaschisten
manichäische Hysterie
Gotteskrieger

Allein an den Begriffen lässt sich erst einmal nur ahnen, was Dietz mit ihnen sagen will.

es fühlt sich beim Lesen sogar so an, als wüsste er das selbst noch nicht genau.

Er sucht nach Begriffen für das, was er beobachtet, findet sie nicht, baut sich Behelfsbrücken aus Begriffen, die er kennt und die ihn, wie seinen Leser an das heranführen sollen, was er sagen will.

leider verwickelt sich hier ein Teufelskreis.

Der Autor kennt nicht, was er beobachtet, also kann er es nicht beschreiben.

Er nähert sich mit Lehnbegriffen an, aber Sie führen weder ihn, noch seinen Leser zur Kenntnis.

Manchmal kann man sich etwas nicht aus bereits Bekanntem herleiten. Manchmal braucht man ein Wörterbuch um anfangen zu können, von etwas zu sprechen, oder zu schreiben.

Die Wörterbücher die Dietz fehlen um für seine Leser zum Kern der Sache zu kommen, heißen Memetik und Techgnosis.

Techgnosis fasst dabei schon im Titel zusammen, was Dietz mit den Begriffen Techno-Buddhismus und manichäische Hysterie nur umschreiben kann.

Er beobachtet, dass Menschen versuchen, Technik zum Mittel ihrer geistlichen Sinnfindung im Diesseits und im Jenseits zu machen.

Er erkennt die gnostischen Formen, die sich in dieser menschlichen Suche nach der eigenen Göttlichkeit in den Maschinen ausdrücken, deshalb verweist er auf den gnostischen Religionsstifter Mani.

Er erklärt Star Wars als Abbild der Glaubenskriege unserer Zeit.
Ein Krieg, der den klaren, jenseitigen Gegensatz von Licht und Finsternis auf das zwielichtige, weltliche Diesseits überträgt.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet erkennt man in den Sith Lords und ihren Sturmtruppen(!) ein nur schwach gnostisch verschlüsseltes Spiegelbild der nazideutschen Waffen-SS mit all ihrer finsteren Ästhetik politischer Religion.

Aber da wo klare Gegensätze in der Erfindung noch in einer Apokalypse aufgelöst werden können, muss die Welt in der Wirklichkeit  an deren Härte zerbrechen.

Der menschliche Selbstversuch am göttlichen Schöpfungsakt Himmelreiche auf Erden zu errichten und das  Weltliche im Göttlichen aufzulösen endet folgerichtig in “manichäischer Hysterie” und letztendlich in der vollkommenen Zerstörung.

Ein Ende auf das Star Wars selbst nicht hinweist, weil es dann als Märchen nicht mehr durchginge, sondern als Mahnung erkannt werden könnte.

John Scalzi belegt hier sehr überzeugend, dass die heimliche Übertragung der zugrunde liegenden Mythologie sogar der erste und einzige Antrieb hinter Star Wars ist.
http://whatever.scalzi.com/2006/10/11/the-lie-of-star-wars-as-entertainment/

Doch selbst die Entlarvung von Star Wars als gnostische Parabel wäre noch uninteressant, wenn es beim  Einzelfall  bliebe.

Dann bliebe es bei einem Film, der gnostische Meme massenhaft in das gesellschaftliche Bewusstsein übertragen würde.

Aber Star Wars ist gerade darin kein Einzelfall.

 Die kommentarlose und unbemerkte Übertragung gnostischer Meme  Ist eine Volkskrankheit der Massenmedien der Popkultur.

Ein Beleg für diese Vielfältigkeit von gnostischen Memen in der Popkultur ist der Film X-Men Apocalypse, wie hier eingehend besprochen.
https://plus.google.com/+wernerhabel/posts/1qB8ZdFh7f7



 Dort wie hier, ist der Anstoß der Handlung ein jenseitiger Gegensatz von Licht und Finsternis, der mit den Mitteln der Technik ins Diesseits getragen und hier entschieden werden soll.

Dort wie hier, ist es ein Kampf übermenschlicher, vergöttlichter Krieger.

Dort wie hier, würde der Konflikt, wenn er die Erfindung verlassen würde und in die Wirklichkeit träte die, Wirklichkeit zerstören.

Doch dort wie hier, fehlt wieder genau diese Warnung, die das Märchen zur Mahnung werden ließe.

In dieser Gemeinsamkeit der memetischen Aufladung beider Filme liegt ihre Wichtigkeit als Anzeichen der Richtung unserer gesellschaftlichen Entwicklung.

Dass Dietz diese Gemeinsamkeit nicht aufzeigt, ist ein vermeidbares und schwerwiegendes Versäumnis.



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