09 März 2020

Lawrence, Kansas: blaue Insel der Vernunft im roten Meer des Wahnsinns








Johann Wolfgang Goethe (1827)

Den Vereinigten Staaten

Amerika, du hast es besser
Als unser Kontinent, das alte,
Hast keine verfallene Schlösser
Und keine Basalte.

Dich stört nicht im Innern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.

Benutzt die Gegenwart mit Glück!
Und wenn nun eure Kinder dichten,
Bewahre sie ein gut Geschick
Vor Ritter-, Räuber- und Gespenstergeschichten.



To the United States

America, you have it better
Than our continent, the old.
You have no tumbledown castles
And no basalt.

Your present is not disturbed deep down by
Useless remembrance and vain strife.

Use the present with good fortune!
And if your children write poems,
May a kind fate guard them from writing
Stories of knights, bandits and ghosts.




Die USA denen Goethe hier huldigt, erinnern in nichts an die USA die mir heute gegenüberstehen.

Für Goethe und seine Zeitgenossen waren die USA das gelobte Land der Aufklärung, der Ort, an dem die Utopie von der Herrschaft der Vernunft durch die Vernünftigen verwirklicht werden konnte.

Europa war dagegen die untergegangene Welt, die von den Fesseln von Kirche und Adel in finsteren Zeitaltern gefangen gehalten wurde.

Die Flucht aus Europa in die USA blieb über die Jahrhunderte bis heute die Mythische Flucht aus dem weltlichen Abgrund in die himmlische Verheißung.


Der amerikanische Traum ist der Traum Europas vom Ende des eigenen Albtraums.

Tatsächlich hat dieser Mythos kein Eintreffen im Ziel der von ihm getragenen Träume überlebt.

Nicht für einen Einzelnen.
Nicht für eine Gemeinschaft.

Gleichzeitig wurde dieser Mythos aber auch immer wieder aufs Neue wiedergeboren.

Bis zum 20. Januar 2017.




Donald James Trump hat in der Rede zu seiner Amtseinführung den endgültigen Tod des amerikanischen Traums im amerikanischen Massaker amtlich verkündet.

Dabei war der Traum zu diesem Zeitpunkt noch nicht tot.

In den Köpfen von Menschen zuckte noch seine Erinnerung.

Nicht im Kopf von Donald Trump.

Der war zu diesem Zeitpunkt längst entschlossen, sich zu seinem Henker und Totengräber aufzuschwingen.

März 2020.

Der amerikanische Traum ist inzwischen mehrfach hingerichtet und begraben worden, nicht einmal auferstanden, nur mit jeder Lüge, jedem Verbrechen des Präsidenten immer tiefer und tiefer versunken.

Doch er ist immer noch nicht tot.

Die Sehnsucht nach seinem Versprechen zuckt immer noch schmerzend in den Erinnerungen der Kinder, deren Urgroßeltern diesen Staat zu seiner Verwirklichung gründeten.

Wer kann ihn gegen Trump auferstehen lassen?

Bernie Sanders wird ein zweites, sein letztes Mal, von selbsternannten "Demokraten" darum betrogen werden.

Joe Biden wird als alter weißer Ritter ohne Rüstung in den Kampf geschickt und im Feuer des Twitter-Drachen verbrannt.
Er wird neben dem amerikanischen Traum begraben.

Auferstehen kann der amerikanische Traum nur aus dem Handeln der Menschen, deren Leben von seinen Möglichkeiten erzählen.

Menschen wie Lisa Ann Burch und ihr Mann Bob.

Sie sind meiner Frau und mir als Gastgeber begegnet und uns als Freunde geblieben.

Camelot, die strahlende Stadt auf dem Hügel mag untergegangen sein.

Aber Lisa Ann und Bob und Mitmenschen wie sie halten im roten Meer des Wahnsinns für uns eine blaue Insel der Vernunft: Lawrence, Kansas.

Sollte Trump im November 2020 vier weitere Jahre Amtszeit bekommen, überlegen sie nach Europa auszuwandern.

Doch der europäische Traum kann nur in den USA geträumt werden.


Liebe Lisa Ann,
Lieber Bob,


bitte bleibt!

Damit wir zu Euch, nach Kansas, zu unserem Traum zurückkehren können.

Karen & Werner

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