15 April 2020

Politik der Träume - Die USA als Fallbeispiel eines Denkfehlers



Man muss ihr Englisch nicht bis ins letzte Wort verstehen, um zu begreifen, dass hier die wirklichen Menschenfeinde sprechen

Die USA sind im Versuch gegründet worden, die Ideale der Aufklärung in einer Staatsform zu verwirklichen, die so im damaligen Europa tatsächlich nicht möglich war.
Der Versuch scheitert bis heute gefühlt minütlich an dem selben Denkfehler, der seit der Aufklärung jeden nachfolgenden Versuch einer von Menschen gesteuerten Entwicklung der Menschheit zum Scheitern gebracht hat:
Dem Denkfehler von der Möglichkeit des neuen Menschen.
Der amerikanische Traum ist der Traum Europas von der Überwindung seiner eigenen Geschichte in der Schöpfung des neuen Menschen in der neuen Welt.
Er ist ein Erlösungstraum und als solcher schon im Ursprung stark mythologisch aufgeladen.

Tatsächlich haben die Auswanderer das alte Denken der alten Welt nur in die neue übertragen und die Fehler dieses Denkens dort mit neuen Möglichkeiten wiederholt.
Denn sie waren immer noch der selbe und einzige Mensch, der vom Anfang bis zum Ende der Menschheit ihre Möglichkeiten und Grenzen bestimmt.

Die europäische Politik hat seit dem 2. Weltkrieg in dem Maße eine Richtung zum Besseren genommen, in dem sie sich von der grundsätzlichen Möglichkeit der Schöpfung eines neuen Menschen gedanklich verabschiedet und befreit.
Wie weit die "neue Welt" von diesem Erkenntnisprung noch entfernt ist, zeigt sich unter anderem in obigem Video.
Keine neue Welt.
Kein neuer Mensch.
Kein neues Denken seit 1776.

Ist der europäische Traum von der neuen Welt also tot?

Nein.

Auf faszinierende Weise haben die Hoffnungen des amerikanischen Traums sein andauerndes Scheitern über Jahrhunderte überlebt.
Sie haben ihren Weg immer wieder in die Neuverhandlung von Gesellschaft gefunden, die wir Politik nennen.
Der Präsidentschaftswahlkampf von Bernie Sanders in 2020 ist dafür beredtes Beispiel.

Sachlich betrachtet, ist sein Angebot deutsche Sozialdemokratie von 1970 für die USA von 2020.


Aber das wird in seiner Verkündung von solch feierlicher Erhabenheit, Gefühligkeit und Wärme getragen, wie es in Deutschland im politischen Wahlkampf nicht mehr möglich ist.

Willy Brandt konnte und durfte das noch.
Olaf Scholz, beides nicht mehr.

Weil hier die jenseitige Kraft des amerikanischen Traums fehlt, dessen Versprechen dort noch zum Besseren ins Diesseits wirken kann.

Hierin liegt ein Beweis, dass das politisch sachlich Richtige nur dann erfolgreich vermittelt werden kann, wenn es gleichzeitig als das Richtige gefühlt wird.

Deutschland ist deshalb geistig ärmer, weil es diesen Anspruch auf Vereinbarkeit von Vernunft und Seele aufgegeben hat.

Europa muss nicht den neuen Menschen erschaffen.
Aber es muss in der Politik wieder mehr Träume wagen.

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