14 Oktober 2006

Erst stirbt die Schönschrift, dann die Schrift...



Mann kommt sich vor, wie Cassandra.

Amerikanische Schüler verlernen die Kunst der Schönschrift.

Ich nehme zwar an, dass der historisch gewachsene Import amerikanischer Meme nach Eurasien beginnt, sich in einen Export eurasischer Meme um zu kehren.

Aber in diesem Fall ist der Mem-Transfer bereits in den 80ern des letzten Jahrhunderts abgeschlossen worden und angesichts der immer schnelleren kulturellen Inkubation, dürfen die aktuellen US-Ergebnisse noch als Vorboten der europäischen Entwicklung bis 2010 gesehen werden.

Ist das wirklich so schlimm?

Offenbar behandelt der PISA Gewinner Finnland die Schönschrift ebenso kritisch als musealen Kulturballast, wie es die Lehrer in den U. S. A. tun.

Selbst wenn der Verlust der Schönschrift den Verlust alphanumerischer Lesekompetenzen nach sich zieht, zu einem Verlust quantifizierbarer Leistung führt er nicht.

Und welche Bedeutung haben alphanumerische Lesekompetenzen überhaupt noch in einer Kultur, die Wissen mehr und mehr ausschließlich audio-visuell, verschlüsselt, in unendlich großen, digitalen Datenbanken speichert und ausschließlich audio-visuell verarbeitet?

Ist der Verlust der Schönschrift ein in der Entwicklung dieser Kultur notwendiger Schritt der Anpassung, um für diese Kultur fit zu bleiben?

Wird der Verlust alphanumerischer Lesekompetenzen nicht mehr als wett gemacht, durch die Bildung viel überlebenswichtigerer audio-visueller Lesekompetenzen in World of Warcraft und Youtube?

Welchen Wert wird die Kulturtechnik Schönschrift in 2010 noch haben?

Den des Geigespielens?
Der japanischen Kalligraphie?
Da Vincis Mona Lisa?
Den Wert dessen?

Wird Schönschrift, Schrift überhaupt im Alltag von 2010 irgendeinen Wert haben?

Wird Voicemail die höchste sprachliche Abstraktionsform der Zukunft sein?

Werden wir Schrift im unendlichen und ständig verfügbaren Angebot audio-visueller Information vermissen?

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