23 August 2009

Pope2You - Funktioniert das Internet als Medium für die frohe Botschaft des Vatikans?





Mit dieser Botschaft rief Papst Paul VI. 1967 den ersten "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" aus.
Selbst losgelöst von von seiner christlichen Motivation gelesen, hat der Text bis heute nichts von seiner analytischen Klarheit und Schärfe, noch von seiner prognostischen Treffsicherheit verloren. Paul liefert nicht nur eine korrekte Beschreibung des Zustands der damals noch von Zeitungen, Radio und Fernsehen in dieser Rangfolge beherrschten Medienwelt. Die von ihm gefolgerten Konsequenzen haben sich ohne Abstriche für das weltumspannende multimediale Netzwerk des jahres 2009 erfüllt.

Jedem vorschnellen Kritiker einer unterstellten römisch-katholischen Weltfremdheit mögen solche Texte aus dem vatikanischen Archiven als reality check dienen.

Es ist nun aber gerade diese Perspektive des Papstes, die seine seit dem alljährlichen Botschaften zum "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" von allen anderen Betrachtungen aktueller Kommunikationstechnologien als einzigartig abheben und interessant machen.

Wie beschreibt die geistige Führung von rund einer Millarde Menschen die sozialen Kommunikationsmittel der Gegenwart? Mit welchen Forderungen wird wie auf sie reagiert?

Einschätzungen:

  • Überberwindung von Zeit und Raum durch "wundervolle Technologien"
  • Teilnahme aller Weltenbürger an allen Ereignissen der ganzen Menschheit
  • Soziale Kommunikationstechnologien beeinflussen Bewusstsein und Verhalten von Menschen und überwältigen sie mit der Vielfalt widersprüchlicher Aussagen
Forderungen:

  • Soziale Kommunikationstechnologien dienen der Erfüllung göttlicher Vorsehung, der selbstständigen Vervollkommnung des Menschen und dem Erreichen seiner endgültigen Bestimmung.
  • Das Ziel sozialer Kommunikation ist eine freiere, verantwortungsbewusstere, brüderlichere, edlere Gesellschaft
  • Soziale Kommunikation dient der kritischen Meinungsbildung, nicht nur in ästhetischen und technischen Aspekten, sondern auch mit Rücksicht auf menschliche, moralische und religiöse Anschauungen.
  • Alle Äußerungen sozialer Kommunikation müssen ein getreues Echo vom ewigen Wort Gottes sein
  • Der verantwortungsbewusste Umgang mit sozialer Kommunikation verpflichtet alle gemeinsam, Eltern, Schule, junge Menschen als Teil ihrer Selbstbildung und die Staatsorgane
Reaktionen:
  • Der Beitrag der Kirche an der richtigen Weiterentwicklung der sozialen Kommunikation liegt in der Inspiration, Ermutigung, Ermahnung, Führung und Unterstützung aller Beteiligten
  • Eine christliche Leitkultur für soziale Kommunikation vereint moralische und spirituelle Vervollkommnung des Menschen mit seinem technologischen Fortschritt

In seiner Botschaft zum nunmehr 43. "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" 2009 baut Papst Benedikt XVI. bruchlos auf den verantwortungsethischen Ausführungen seines Vorgängers auf, ergänzt sie aber um aktuelle Aspekte:
  • Er führt soziale Kommunikation, insbesonders das Phänomen sozialer Netzwerke auf ein menschliches Suchen nach der "Liebe Gottes" zurück
  • Er formuliert ein neues Leitbild einer "Kultur des Respekts, des Dialogs und der Freundschaft"
  • Er richtet einen klaren Auftrag an die "digitale Generation" zur "Evangelisierung dieses "digitalen Kontinents".
In diesem letzten Punkt liegt der enorme qualitative Unterschied zwischen Paul VI. und Benedikt XVI. in ihrer Reaktion auf die sozialen Kommunikationsmittel. Betont Paul noch Aspekte der mittelbaren Beobachtung und Lenkung, so fordert Benedikt eine aktive Teilnahme mit klarer missionarischer Zielsetzung. Benedikt stellt den Vatikan gleichsam an die Spitze dieser neuen Bewegung, indem er hier die wichtigsten sozialen Kommunikationsmittel der "digitalen Generation" mit römisch-katholischen Inhalten besetzt.

Nachdem dieses bemerkenswerte Projekt mit drei Monaten bereits ein halbes Internetzeitalter hinter sich gebracht hat, ist eine erste Frage nach dem Erfolg erlaubt:

Der Youtube Kanal des Vatikan:
286 Uploads, 1.493.281 Kanalaufrufe, 18.023 Abonnenten, deaktivierte Bewertungsfunktion und 0!!! abgegebene Kommentare, obwohl diese Funktion *nicht* deaktiviert ist. Das ex cathedra des 21. Jahrhunderts.

Pope2You auf Facebook: Ein als soziales Netzwerk getarnter Grußkartenservice? Enttäuschend.

Wikicath: Die Antithese eines Wiki. Textwüste, Teilhabe ohne Teilnahme

H2ONews iPhone App: Mit Verlaub, der einzige Lichtblick. Ein römisch-katholisches Al Jazeera, formal orientiert an den Maßstäben modernster Nachrichten-Medien. Aber auch hier, Teilhabe ohne Teilnahme.

Warum fehlt Twitter?

Abschließend kann auch der nicht betroffene Außenstehende feststellen, dass der Vatikan offenen Auges seine Gelegenheit für die christliche Missionsbewegung des beginnenden 21. Jahrhunderts nicht nutzt. Man verweigert sich der Erkenntnis, dass das Medium zumindest ein Teil der Botschaft sein muss, damit die Botschaft Erfolg haben kann. Damit gehen die interaktiven Stärken digitaler Medien ungenutzt verloren.

Um Youtube zu einer gutenbergschen Druckpresse zu degradieren, bedarf es schon eines hohen Maßes an Ignoranz und bereits verdrängten Vorwürfen der Weltfremdheit öffnen sich erneut Tür und Tor.

Ist Al Qaida etwa besser gerüstet, im Kulturkrieg um die Hirne und Herzen der digitalen Generation zu siegen?



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1 Kommentar:

  1. Der Webauftritt ist wirklich beschämend. Aber seht selbst:

    http://blog.daver.at/?p=284

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