30 August 2005

Leben an der blutenden Kante der Technologie

mein guter Freund Oliver hat zum ersten Mal seinen PC mit Hilfe von Linux
getötet.

Ich behaupte, dass jeder Linux-Newbie mindestens einmal diese oder eine an
Schwere vergleichbare Erfahrung macht.
Zwar liegt meine "Trash and Burn"-Phase inzwischen hinter verklärendem Nebel
der Erinnerung, aber meine ersten 6! SuSE-Versionen verliefen nie ohne
Operation am offenen Herzen meines PC und mindestens einen
Reanimationsversuch.
Einmal war ich direkt am Tod eines PC eines Freundes durch Linux beteiligt,
zum Glück nur einmal und nicht dieses Mal.

Es hat mich fast erschrocken, wie problemlos und einfach meine letzte
Neuinstallation auf meinem aktuellen Toshiba-Laptop verlief.

Schließlich waren "Laptop" und "Wlan" in der Linux-Welt bis vor kurzem noch
terra incognita der Linux-Welt.

Zwar liegt dieser Erfolg zum größten Teil an der Leistung der Linux-Entwickler
in den letzten fünf Jahren.

Die Leistungssprünge von KDE (und ich gestehe, dass das der für mich
entscheidende Teil von Linux ist) in diesem Zeitraum, sind ein Schlag in
Windows Gesicht.

Aber entscheidend bleibt ,bei aller Bescheidenheit, meine Linux-Erfahrung seit
2000, die mich inzwischen Gefahren vermeiden lässt, die kein Newbie ahnen
kann und die ich gar nicht mehr als solche wahrnehme.

Oliver hat mir den Reality-Check gegeben, dass die Gefahren immer noch da
sind.

Aber warum gibt es sie immer noch?

Weil Root zu mächtig ist!

Das gesagt, spüre ich eine Erschütterung der Macht. So als ob Millionen
wütender Linux-Gurus aufschreien und (hoffentlich) für immer verstummen ;-)

Aber ich bleibe dabei: Ein allmächtiger und gleichzeitig unkontrollierter
Administrator ist eine dauernde Gefahr für die Stabilität eines Systems.

Microsoft "löst" dieses Problem, in dem es die "gefährlichen" Funktionen in
einem undurchdringlichen Dickicht von Untermenüs vor dem User versteckt.

Apple legt "experience level" über die Systemeinstellungen und je nach
Selbsteinschätzung kann der User vitale Einstellungen zwar sehen, aber nicht
ändern.

Ich bin zwar nicht in der Lage meinen Vorschlag für Linux selbst umzusetzen,
aber ich mache ihn trotzdem ;-)

Meine Stichpunkte sind Kontrolle und Rückmeldung.
Ich will es am Beispiel meiner Distribution SUSE erklären:

Jede Veränderung einer Einstellung in YAST sollte einer automatischen
systemweiten Abhängigkeitsprüfen unterworfen werden, so wie es jetzt schon
bei der Installation von RPM-Paketen Standard ist.

Statt eines nichtsagenden "Sind Sie sicher?" sollte Root dann alle
Konsequenzen seines Tuns nachvollziehbar angezeigt bekommen, bevor! sie aktiv
werden.

Klingt banal, aber wenn es so banal ist, warum sieht die Realität dann immer
noch so anders aus?

Ich vertraue in dieser Frage auf die ungebrochene Entwicklungsgeschwindigkeit
von open source und solche Artikel stärken die Hoffnung:
http://cache.technologyreview.com/articles/05/06/issue/feature_linux.1.asp

Jetzt erst recht, Oliver!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen