21 Januar 2007

Macworld vs. CES - Battle of the Keynotes 2007

 du, wo der Himmel ist.... Alle zusammen singen im Gottesdienst

Helmut Schmidt meinte einmal, wer Visionen habe solle zum Arzt gehen. Ich schlage die Macworld als Alternative vor. Da fühlt man sich als Visionär nicht so einsam und noch dazu in bester Gesellschaft.

Die Consumer Electronics Show in Las Vegas ist Jahr für Jahr größer und glaubt man der Blogosphäre langweiliger weil visionsärmer als die Macworld.

Nun, Rituale sind es beide und man darf ihre Macht getrost an der Überzeugungskraft ihrer Propheten messen.

Saint Steve führt im streng schwarzen Jesuitenornat zwei neue heilige Kühe zur Anbetung. Und siehe, sie glänzen gar hell. Und höre, seine Predigt flammt von Glaube und Verheißung. Und siehe, die Gemeinde zittert vor Vertrauen und Freude.

Aber mit den Predigten von Saint Steve ist es so eine Sache. Der Prediger geht und mit ihm das Feuer des Glaubens. Die Gemeinde bleibt haltlos zurück, noch halb betäubt wie von einem Rausch. und im kalten, klaren Tageslicht verlieren die neuen Götzen langsam ihren Glanz.

iPhone und appleTV sind wahrhaft Kathedralen des Glaubens im Basar der Konsumelektronik in dem sich sonst jeder Hersteller jedem anderen in jeder möglichen Stellung öffnet.

Sie wollen nicht iTunes mit unseren Produkten benutzen? Sie wollen Software von anderen Anbietern auf unseren Produkten installieren? Sie wollen offene Medienformate mit unseren Produkten nutzen?

Unglaube! Blasphemie! Ketzerei!

Du sollst keinen anderen Anbieter neben mir haben!

Es gibt einen Anbieter der sich diese Ignoranz gegenüber seinen Kunden erlauben könnte.

Aber dieser Anbieter heißt nicht Apple.

Und gerade dieser Anbieter hat Ignoranz gegenüber seinen Kunden überhaupt nicht nötig. Bei über 90% Marktanteil kann man ohne Sorge mit jedem kuscheln.

Sicher, das Ritual CES wirkt auch 2007 so visionär wie ein deutscher evangelischer Seniorennachmittag mit gemeinsamem Gesang und Bastelarbeiten. Der Hohepriester gibt bis in das letzte Detail seiner Optik, den übrig gebliebenen Sozialarbeiter des diakonischen Werkes der nur seine Handhaltung von Benedikt XVI. leiht. Er referiert wie vor dem Gemeinderat. Ja, die Gemeinde ist wieder gewachsen, ja sie wird weiter wachsen und ja, das neue Gemeindezentrum wird noch größer und schöner als das alte.

Alles wie letztes Jahr. Alles wie nächstes Jahr. Der Gesang ist routiniert aber ohne Inbrunst. Die Atmosphäre ist gemütlich aber langweilig. Man ertappt so manches Gemeindemitglied beim Blick auf die Uhr.

Erleuchtung? Erweckung? Wunder? Visionen? Fehlanzeige.

Und wozu auch? Nach jeder in Visionen leuchtenden Macworld hat Microsoft immer noch über 90% Marktanteil.

Ja, Apple verkauft dem verlorenen Sohn Kunde das schöne Gefühl des reineren Karmas in seiner einsamen Suche nach Erleuchtung.

Aber Microsoft verkauft die wohlige Geborgenheit einer großen Familie armer Sünder, in der keiner den ersten Stein wirft.

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