20 September 2009

Die christliche Missionierung des Cyberspace - Chance oder Falle?


Oberflächlich kann man den Aufruf des Papstes zur Missionierung des Internet und solche Versuche der Transzendierung religiösen Erlebens in den virtuellen Raum der selben Motivation zusprechen und als gleichwertig betrachten.



Zweifel ist angebracht, der Hinweis auf Teilhard de Chardin und seine Noosphäre kommt nicht von ungefähr, wird im Telepolis-Text aber im entscheidenden Bedeutungsaspekt nicht erfasst.

Papst Benedikt geht es bei allen Initiativen rund um den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel immer um die Schaffung eines Rückbezugs der virtuellen Kommunikation auf das reale Leben der christlichen Gemeinschaft im weltlichen Raum. Die virtuelle Ebene soll das Gemeindeleben ergänzen, ja stärken. Sie kann und darf es nicht ersetzen.

Genau hier liegt der Bruch mit der virtuellen Gemeinde in Second Life. Auch hier folgt die Kirche zwar dem Menschen in die Virtualität, aber diesmal gibt es kein Zurück.  So sehr sich die Initiatoren des Projekts auch dagegen verwahren mögen, das von ihnen geschaffene Abbild ist prinzipiell von seinem Original unabhängig, ein Rückbezug auf die weltliche Wirklichkeit ist nur noch möglich, nicht mehr notwendig.

Letzte Konsequenz dieser Transzendierung der religiösen Erfahrung ist die Noosphäre von Teilhard de Chardin. Nach ihm löst sich das menschliche Bewusstsein am Ende seiner evolutionären Vervollkommnung in einem alles Leben umfassenden Weltbewusstsein auf.

Der Cyberspace als christlicher Himmel auf Erden? Nein.

Auch wenn de Chardin innerhalb christlicher Begriffe argumentiert, In seiner spirituellen Evolutionstheorie werden letztendlich alle religiösen, alle christlichen, alle menschlichen Begriffe überwunden. Der Mensch in der Noosphäre als höchste Form von Transzendenz, ist selbst Noosphäre, ist nicht mehr Mensch.

Jede Weltanschauung, die den lebendigen Menschen in seiner weltlichen Wirklichkeit bejaht, muss sich solchen Bewegungen widersetzen, statt ihnen zu folgen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen