Liebe Entwickler von openSUSE und KDE,
8 Jahre lang, jedes Jahr das selbe Ritual. Ihr brachtet eine neue Version heraus, ich installierte sie.
Zuletzt hatte ich immer mehr das Gefühl, weder Ihr noch ich haben viel darüber nachgedacht.
OpenSUSE-Entwickler haben mit jeder neuen Version alle Programm-Pakete auf den neusten Stand gebracht, haben alles zum großen Distributionspaket geschnürt und dabei immer weniger darauf geachtet, dass es auch funktioniert, wenn es beim Nutzer ankommt. Hauptsache fertig und neu. Ja, auch Software-Entwicklung kann lieblos sein.
Die KDE Entwickler gingen mit Version 4 noch einen Schritt weiter. Man hätte die in KDE 3 übrig gebliebenen Bugs beheben können. Man hätte KDE perfekt machen können.
Aber alte Fehler zu beheben ist nun mal langweiliger, als neue Fehler zu machen und bestehende Software zu perfektionieren, nicht so spannend, wie kreative Zerstörung und Neuanfang im Chaos. So ist KDE 4 genau das geworden. Das, was in Version 3 noch funktionierte, tut es nicht mehr. Das, was in Version 3 schon kaputt war, ist es geblieben.
Wen kümmern die Bedürfnisse von Anwendern, wenn man Spaß haben kann!?
Auch wenn inzwischen wieder gehofft werden darf, dass KDE 4 irgendwann einmal wieder so produktiv sein wird, wie es KDE 3 zuletzt war, eine historische Chance im Kampf der Betriebssysteme um den Anwender bleibt vertan. Und diese Chance hatte einen Namen: Windows Vista. Der Zeitraum, in dem Microsoft den PR-Super-GAU seiner Geschichte erlebte, war der Augenblick von Schwäche, den Linux mit eigenen Stärken hätte nutzen können, um sich als ernstzunehmende Alternative zu empfehlen. Apple hat es mit Mac OS X vorgemacht, selbst wenn Jaguar hinter den Qualitätsstandards des Kults aus Cupertino zurück blieb. Wir verdanken es den Linux-Entwicklern im allgemeinen und den KDE-Entwicklern im besonderen, dass dieser Augenblick für Linux ungenutzt verstrich. Wir verdanken es ihrer Ignoranz und Arroganz gegenüber den Menschen, die Linux gerne nutzen würden.
Da ist eine neue Hoffnung... Ubuntu.
Ubuntu beweist, dass man Linux an den Bedürfnissen der Anwender orientiert erfolgreich entwickeln kann und das ist, traurig genug, einzigartig auf dem Markt der Linux-Distributionen. Entscheidend ist was funktioniert. Übersichtlichkeit geht vor Auswahl. Funktionalität geht vor Effekt. Stabilität geht vor Neuheit. All dass macht letztendlich den Unterschied aus, zwischen Arbeit und Spaß.
Die von Apple kultivierte Erfahrung "it just works" ist auch der Anspruch von Ubuntu. Aber warum macht gerade Ubuntu das richtig, was so viele Distributionen gemeinsam falsch gemacht haben?
Wie so oft in der Geschichte menschlicher Kreativität, scheint erst der Schöpfungswille eines individuellen Genies der Schöpfungskraft des Kollektivs Richtung und damit Wirkung zu geben. Steve Jobs, Bill Gates, Linus Torvalds,... Mark Shuttleworth. Er ist Ubuntus selbsternannter wohlwollender Diktator auf Lebenszeit und Mäzen. Er setzt Ziele und sorgt dafür, dass sie nicht in Meinungen untergehen. De facto hat Shuttleworth mit Ubuntu die Bedeutung für die Linux Distribution erreicht, die Linus Torvaldts für den Linux Kernel inne hat.
Liebe Entwickler von openSUSE und KDE, mir reicht 's. Ich habe mich schon zulange mit Eurer Vorstellung von "gut genug" zufrieden gegeben. Ubuntu beweist, das Linux besser sein kann.
Mag sein, dass auch Ubuntu nicht ewig Krone der Linux-Schöpfung bleiben wird. Aber für 's erste sind die nächsten großen Ziele bereits gesetzt. Die nächste Version von Ubuntu, die im April 2010 erscheint, trägt den Code-Namen "Lucid Lynx". Wer darin nicht die Kampfansage entdeckt, mag sich hier erinnern.
Und der General kämpft wieder an vorderster Front.
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