21 April 2020

Mit Sprachrhythmus durch die Angst hindurch schreiben


Urheber-"Recht" entrechtet Urheber.
Warum sehe ich dieses Bild?

Mirko Kussin, Sprachrhythmus

Oh Mirko, mein Mirko,

Freund, was für eine Herausforderung...

ich bin verwirrt über meine Gelassenheit, meine Gleichgültigkeit gegenüber der Verseuchung meiner Umwelt.

Wie wenig ich meine eigene Bedrohung im Alltag bewusst erlebe.

Ja, man wäscht seine Hände öfter als früher.
Ja, man hält Abstand zueinander.
Ja, man legt vor dem Verlassen des Zuhauses die Schutzmaske an.

Aber all das geschieht mit dem selben "Bewusstsein", mit dem man vor Verlassen des Hauses die Schuhe wechselt.
Über den allmählichen Verlust jedes Zeitgefühls vergisst man erschreckend schnell, dass es mal eine Zeit gab, in der all diese schlafwandlerischen Verrichtungen noch kein Alltag waren, sondern Albtraum.

Und je mehr sie Alltag werden, desto mehr löst sich ihre Verbindung zur Erkenntnis der Bedrohung des eigenen Lebens.

Ich ertappe mich dabei, meine Ausgrenzung zu genießen.

Ich genieße es, mit dem Menschen ausgegrenzt, gemeinsam allein zu sein, den ich liebe.

Nur wenn ich an meine Mutter denke, schaut mich der Tod von der anderen Strassenseite mit abwartendem Lächeln an.

Aber war das jemals anders?

Wird das jemals anders sein?

Das ist das neue Normal.

Und es macht mir Angst, wie wenig Angst mir das macht.

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