13 September 2009

Walter Mixa und Wolfgang Huber - Christentum und Aufklärung zwischen Glaubenskrieg und Ökumene

http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2007/0628z/image_preview
Walter Mixa und Wolfgang Huber. Zwei prominente Christen, zwei Konfessionen, zwei gegensätzliche Standpunkte im Konflikt zwischen Religion und Aufklärung.



Walter Mixa kultiviert seine Rolle als flammender Glaubenskrieger für die römische-katholische Kirche. Aus seiner Perspektive, muss der Exodus der Gläubigen gegen die Zugkraft der Aufklärung mit allen verfügbaren Mitteln aufgehalten werden. Das erlaubt offensichtlich auch die bewusste Verfälschung historischer Zusammenhänge. Mixa unterstellt, die Diktatur des Nationalsozialismus sei ein im Kern atheistisches Regime gewesen und diese Gottlosigkeit sei die wahre Ursache für seine im Holocaust gipfelnde Menschenverachtung und Grausamkeit.

Gleichzeitig erhebt er die christliche Religiosität zur absoluten Bedingung für ein friedliches, menschliches Miteinander.

Beide Behauptungen sind nicht haltbar.

Müßig aufzuzählen, in wie vielen Schlachten, wie viele Menschen im Namen christlicher Nächstenliebe geschlachtet wurden.

Und dass der deutsche Nationalsozialismus ohne Gott und ohne Glauben gewesen wäre, hat der Historiker Franz Wegener in seinen Arbeiten zur "Religion des Nationalsozialismus" umfassend widerlegt.

Ja, das Regime war in seinem Handeln von einem religiös tiefen Glauben durchdrungen, von dem Glauben an den sich selbst zum Gott erhebenden Menschen in gnostischer Tradition.

Aufklärung schließt Menschlichkeit nicht aus.
Menschlichkeit wird nicht von Religiösität bedingt.

Mixa kämpft die falschen Schlachten, an den falschen Fronten.

Wolfgang Huber ist mit seinem Blick auf Christentum und Aufklärung 300 Jahre weiter und damit in der Gegenwart angekommen, mit Perspektive auf die Zukunft.

Er erkennt an, dass mit christlichem Schöpfungsglauben und aufgeklärter Naturwissenschaft, zwei Wirklichkeiten nebeneinander bestehen, die sich gegenseitig nicht ausschließen dürfen, nur ergänzen können.

Diese zu schaffende Synthese eines aufgeklärten Christentums will Huber verteidigen, gegen Fundamentalismus jeder Richtung, der beide, Aufklärung und Christentum vernichten will.

Das Hubers konstruktive Zukunftsperspektive gegen Mixas Kreuzzug im medialen Abseits bleibt, mag ihn vor den Angriffen innerkirchlicher Fundamentalisten schützen, sie fehlt umso schmerzhafter in der öffentlichen Debatte um die humane Gesellschaft von Morgen.



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