20 November 2010

Die dunkle Seite des Genoms - Update zum Beitrag „Das egoistische Fremde in mir“


Der hier bereits formulierte Verdacht erhärtet sich immer mehr. Wir sind in uns mit uns nicht allein.

Waren wir es überhaupt einmal, dann zuletzt vor Millionen von Jahren, bevor die Anderen zum ersten Mal die Körper unserer Ahnen eroberten.
 Schien schon die Vorstellung einer einzigen fremden, in uns wirkenden Kraft maßlos unheimlich, müssen wir jetzt erkennen: Es war nie nur ein Eindringling, der außer unserer Kontrolle unsere Krankheiten, Gedanken und Gefühle beeinflusste.

Alles das wir Menschen als einzelne und gemeinsam als Menschheit in unseren Leben erlitten, gedacht, getan und geschaffen haben, erscheint in im Licht der Forschung mehr und mehr als Produkt des in uns verborgenen Wechselspiels von Toxoplasma gondii, HERV-W und tausender anderer in unserer DNA auf ihr Erwachen wartender Parasiten und Retro-Viren.

Wie war der Mensch vor der ersten Invasion der Irrsinns-Viren? Was von dem, das ich jetzt und hier denke, fühle und tue ist ihre Wirkung? Wird der Fortschritt der Forschung die Menschen der Zukunft von ihren Neuro-Parasiten befreien?

Die bisherigen Ergebnisse lassen darauf hoffen.

Welche Folgen wird dieses Ende einer Jahrtausende dauernden Symbiose zwischen dem Wirt Mensch und seinen Bewohnern haben?

Wird es beim ersehnten Sieg gegen die qualvollen Leiden der Schizophrenie, Multiplen Sklerose und bipolarer Störungen bleiben? 

Oder wird diesen neuen, gesünderen Menschen etwas fehlen, das wir traditionell bis jetzt noch als eine Gabe, ein Talent begreifen?

Frederic Chopin (1810-1849) schizoide Persönlichkeit
Robert Schumann (1810-1856) schizoaffektiv
Vincent van Gogh (1853-1890) schizoaffektiv / bipolar
Michelangelo Buonarotti (1474-1564) depressiv schizoid
Edvard Munch (1863-1944) paranoide Schizophrenie
Dante Alighieri (1262-1331) schizoid depressiv
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) manisch-depressiv schizoid
Friedrich Hölderlin (1770-1843) schizophren
Immanuel Kant (1724-1804) schizoid
Friedrich Nietzsche (1844-1900) paranoide Schizophrenie
Isaac Newton (1643-1727) Spätschizophrenie
Verdanken wir das gesammelte Lebenswerk dieser Menschen wirklich nur ihrem Talent, ihren sozialen Einflüssen, ihren Genen, gar einem unfassbaren, esoterischen Genie?

Oder ist ihr Lebenswerk auch mit das Werk von Toxoplasma gondii, HERV-W und den anderen,verborgenen Fremden in uns?

Wenn ja, wollten wir in einer Welt ohne dieses Werk leben?

Werden die freieren, gesünderen, besseren Menschen von Morgen noch ein ebenbürtiges Werk schaffen können?

Oder wird sich der Dichter, Komponist, bildende Künstler der Zukunft von seinem Arzt mit Genie infizieren lassen müssen und nach Vollendung des Meisterwerks wieder die für sein alltägliches Funktionieren nötige Schutzimpfung bekommen?

2 Kommentare:

  1. Was ist mit Adolf Hitler...???

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  2. Hallo Spacefux,

    vielen Dank für die interessante Frage!

    Ja, was ist mit Adolf Hitler? Auch er schizophren unter dem Einfluß der Irrsins-Viren? oder war es doch Neuro-Syphilis?



    Wenn der Discover Magazine Artikel, auf den ich verweise, recht behält, können wir auf die Isolierung der Schizophrenie-Viren die unsere DNA infizieren hoffen, letztlich also auf ihre Auslöschung. Im Umkehrschluss würde das einen zweiten Hitler, wenn schon nicht unmöglich, so wenigstens unwahrscheinlicher machen. Nichts dagegen einzuwenden.

    Wir sollten uns aber der Möglichkeit bewusst bleiben, dass der Preis dafür die ebenfalls sinkende Wahrscheinlichkeit eines zweiten Chopin, eines zweiten Michelangelo, eines zweiten Dante, eines zweiten Kants für die Zukunft sein könnte.

    Ich vermute, dass den Medizinern von Übermorgen dieser Preis zu hoch sein wird. Ja, sie werden die Irrsins-Viren isolieren. Ja, sie werden den Ausbruch der durch diese Retro-Viren indizierten Störungen kontrollieren. Aber es wird eben eine Kontrolle bleiben, keine vollständige Ausrottung.

    Genie könnte eine unter ärztlicher Aufsicht verabreichte, zeitlich begrenzt eingenommene Droge werden, nach jedem erfolgreichen Schöpfungsakt würde eine gentherapeutische „Entgiftung“ folgen.

    Auf weitere Massenmörder können wir gut verzichten, auf das Genie des Wahnsinns nicht.

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