12 Dezember 2010

EsoWatch - WikiLeaks alles Übersinnlichen


Unter vielem anderen ist die aktuelle Diskussion über WikiLeaks auch ein Lehrstück über den tatsächlichen und mehr noch den empfundenen Wert, den Menschen Geheimnissen beimessen.

Interessanter ist dabei die Betrachtung des empfundenen Wertes. Warum unterscheidet er sich von dem tatsächlichen Wert? Wie wird er her geleitet? Wie wirkt er auf den tatsächlichen Wert zurück?

Manchmal entscheidet die persönliche Teilhabe an einem Geheimnis über seinen empfunden Wert für den Einzelnen. Die Kenntnis des Geheimnisses hebt den Wissenden über die Unwissenden. Je kleiner, je verschlossener der Kreis der Wissenden, desto größer der von ihnen empfundene Wert ihres Geheimnisses, desto größer ihr empfundener Selbstwert.

Der Gnostiker erkennt die materielle Welt als böse Täuschung einer mächtigen Verschwörung im Versuch, ihm seinen göttlichen Ursprung zu verbergen. In dieser Erkenntnis erhebt er sich zum Gott seiner Welt über die ausgeschlossenen Massen der Ahnungslosen.

Manchmal reicht sogar schon die bloße Gewissheit dass ein Geheimnis da ist, ohne seine persönliche Kenntnis, geschweige sein Verständnis, um dem Einzelnen einen empfundenen Wert des Geheimnisses, eine empfundene Aufwertung seiner selbst zu vermitteln.

Ein gläubiger Christ ist sich dem Dasein seines Gottes und der eigenen Geborgenheit in dessen Schutz gewiss ohne das Wesen dieses Gottes zu verstehen.

Solche Geheimnisse verlieren ihren empfundenen Wert für den Einzelnen nicht zwingend, wenn sie mit Tausenden, Millionen Anderer geteilt werden. Gefühlt kann sich jeder mit seinem Teil des Geheimnisses in sich zurück ziehen.

Der Handel mit Geheimnissen ist für alle Information seit Beginn der Menschheit, was der Kapitalismus für alle Produkte freier Märkte ist.

Der Wert des Produkts leitet sich her vom Verhältnis seiner Nachfrage zu seinem Angebot, von seiner tatsächlichen, wie empfundenen Knappheit.

Klerikale wie politische Hinterzimmer, gnostische Geheimbünde, spiritistische Sitzungen, esoterische Sekten und Pseudowissenschaften waren und bleiben bestmögliche Märkte für empfundene Oligarchien und tatsächliche Ochlokratien im Handel mit Geheimnissen.

Hier hält sich jeder an die Regeln. Der Wert des geteilten Geheimnisses wird durch Verschwiegenheit nach außen gewahrt und gesteigert. Die Wahrheit des einmal vereinbarten Geheimnisses in Frage zu stellen ist ein absolutes Tabu, von außen, wie von innen. Der schuldige Außenseiter wird umso härter ausgegrenzt , der abtrünnige Insider ausgeschlossen, beide zu Feinden der Sache diffamiert.

All das sind in sich geschlossene Informationssysteme, die nur als solche funktionieren und erhalten werden können.

Mit Aufkommen der exakten Wissenschaften, spätestens mit Beginn unseres Informationszeitalters, gibt es ein diesen Kartellen der Geheimnisse widerstreitendes Marktmodell für den Handel und die Wertschöpfung von Information.

In diesem System, das im Ansatz und bestenfalls ein demokratisches System ist, ist alle Information immer und überall ein für jeden frei verfügbares Gut. Ihr Wert ist kein feststehendes Dogma mehr. Er wird in einem offenen Markt ständig neu bestimmt, ausschließlich an dem nachweisbaren praktischen Nutzwert der Information.

Nützlich bleibende Information bleibt im Handel. Einmal nutzlos gewordene Information wird ausgeschieden.

Dieser Nutzwert sinkt nicht, je mehr Menschen Teil an der Information hat. In dieser vernetzten Wirtschaft, steigt Ihr Wert für jeden Einzelnen mit jedem weiteren Teilhaber, der ihren praktischen Nutzen für die Gemeinschaft überprüfen und umsetzen kann.

Aus dem Blickwinkel dieses Marktes sind Geheimnisse wertlos, weil ihre Besitzer die kollektive Überprüfung des Wertes der in ihnen verschlossenen Information verweigern.

Was, wenn in dem Geheimnis nur eine zur Wahrheit erklärte Lüge verborgen ist, die nur den Herrschern des Kartells nutzt, das sie im Geheimnis verbirgt?

EsoWatch zeigt die Lügen in den übersinnlichen Geheimnissen, auch und gerade denen, die sich als exakte Wissenschaften mit praktischem Nutzen tarnen.

Anthroposophie, Homöopathie, Germanische Neue Medizin bieten tatsächlich nichts, nur die gefühlte Steigerung des eigenen Selbstwertes, ein auserwählter Wissender über einer Masse von Ahnungslosen zu sein.

Tatsächlich verschließt man sich in diesen Geheimnissen den Chancen freier, überprüfbarer Information. Schlimmer, man verweigert sich, ihre Chancen für die Gemeinschaft zu steigern, ihre Risiken für alle zu mindern.

Man ist mit seinem Geheimnis wertlos.

Eine schmerzhafte Erkenntnis, schmerzhafter je erfolgreicher die Lüge im eigenen Geheimnis als überprüfte, nützliche Wahrheit getarnt wurde.

Umso schmerzhafter, je ausschließlicher die Teilhabe am Geheimnis den eigenen Selbstwert bestimmt.

Eine notwendige Erkenntnis umso mehr.

6 Kommentare:

  1. An Seiten wie Esowatsh sollte man sich auch vorsichtig annähern, denn auch wenn sie viel Aufklärungsarbeit leisten so predigen sie auch den dogmatischen Materialismus wobei sie vergessen das dieses auch nur ein Weltbild ist, welches genauso wenig wie das gnostische Weltbild bewiesen werden kann. Somit fördern sie umso mehr das von Ihnen beschriebene "wir" - "sie" Spiel welches Außenstehenden nur die Möglichkeit bietet sich positionieren zu können und somit ihr Ziel der objektiven Aufklärungsarbeit verfehlt.

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    1. Anonym00:02

      ...dogmatischer Materialismus?...was soll das sein?...beweisbar werden Dinge über etwas das man Realität nennt...

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  2. Anonym13:51

    Schwerer Stoff. So habe ich das selber noch nicht gesehen. Trifft aber gut!

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  3. Hallo mhhf,

    vielen Dank für Ihren Kommentar, umso mehr, als er die grundlegende Fragestellung meines Blog im Kern trifft!

    Trotzdem, mit Verlaub, entschiedener Widerspruch!

    Es gibt keinen Grund, sich den Informationen von EsoWatch vorsichtig zu nähern. Sie sind in Ihrer Gesamtheit gerade der vollständige Gegensatz zu einer dogmatischen Predigt.

    Die Tatsachen:

    Jedes Weltbild lässt sich beweisen, das materialistische wie das gnostische, wie die zahllosen anderen.

    Alle Beweise sind Konstruktionen auf der Grundlage der Weltbilder, die durch sie bewiesen werden. Verstörend? Und ob. Aber dieser Ansatz macht nur klar, dass die Frage nach der Beweisbarkeit eines Weltbildes grundsätzlich sinn- und zwecklos ist.

    Welche Fragen machen Sinn, erfüllen einen Zweck?

    Zum Beispiel; welches von allen den beweisbaren Weltbildern kann mitsamt seinen Beweisen nicht widerlegt werden?

    Zum Beispiel; welches Weltbild funktioniert als Werkzeug für das Überleben in der erlebten Wirklichkeit?

    Das materialistisch-positivistische Weltbild kann angezweifelt werden. Es kann mit den Argumenten der Metaphysik auf eine Ebene weg diskutiert werden, auf der der Glaube die Erfahrung überwindet.

    Widerlegen lässt es sich nicht. EsoWatch zeigt aber, dass stattdessen mit seinen Beweisen andere Weltbilder widerlegt werden können.

    Mag sein, dass diese Weltbilder schöner, freundlicher, angenehmer sind. Deshalb bleiben sie auch notwendige, endliche Fluchten aus der Wirklichkeit. Als Werkzeug um in ihr zu bestehen, sind sie kein Ersatz.

    Damit wird die persönliche Positionierung zu dem einen und gegen die anderen Weltbilder zur unausweichlichen Entscheidung über das eigene Überleben.

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  4. Hallo Anonymous,

    Danke für Ihren Kommentar! Der Stoff ist schwer und er ist auch schwer zu schreiben.

    Aber wenn ich Ihnen damit neue Ansichten öffnen kann, lohnt sich die Arbeit für mich.

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  5. Lieber Herr Habel,

    interessanter Artikel! Ich bin von der Uni Düsseldorf und wir machen eine Studie zum Thema Demokratie, Medien und Geheimnisse in der Politik. Ich würde mich deshalb frreuen, wenn Sie an der Studie teilnehmen könnten. Schicken Sie mir dazu Ihre Mailadresse - ich schicke Ihnen dann einen Link zum Fragebogen? Mehr zur Studie erfahren Sie in meiner Mail. Bei Fragen melden Sie sich gerne! v [punkt] klueber [at] yahoo [punkt] de
    MfG
    Vanessa Klüber

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