06 Februar 2011

Verteidigt Eure Zukunft! Wider den Kreationismus an unseren Schulen!


Charles Darwins Beweise zum Ursprung und der Entwicklung der Arten haben im Verbund mit den anderen Umwälzungen in den Naturwissenschaften der letzten 300 Jahre die Grundlagen unserer heutigen Gesellschaft geschaffen, mit all ihrem Mehr an Lebensqualität, ihren Freiheiten, ihren Möglichkeiten, der Minderung von Leid für den Einzelnen und die Gemeinschaft.

Mag man Darwins Arbeit auch kein einziges lebensrettendes Medikament, keine medizinische Behandlungsmethode als ihre direkte Folge anrechnen können; ohne die Einsichten in die Antriebe und Abläufe des Lebens, die erst seine Forschung ermöglichte, hätten sich Biologie und Medizin nicht zu dem entwickeln können, das sie sind.

Und die Bedeutung dieser Grundlagen, dieser Anfänge endet nicht hier, wirkt in die Zukunft weiter.

Es ist ein verhängnisvoller Irrtum, diese von Darwin und anderen Vätern und Müttern des menschlichen Fortschritts einmal aufgestoßenen Tore der Wahrnehmung blieben ohne weitere Aufsicht, ohne weiteres Zutun für immer und alle Zeiten offen und durchlässig.

Unsere Geschichte lehrt uns, dass einmal erschlossene Wege in die Zukunft wieder versperrt wurden, über Generationen hinweg geschlossen blieben und erst durch den anhaltenden Druck gesellschaftlicher Entwicklung wieder befreit werden konnten.

Die Epoche des Mittelalters ist uns als finster überliefert, weil dort die bis dahin bereits in der afrikanischen, griechischen und römischen Antike gewonnen Erkenntnisse dessen, was wir heute Wissenschaften nennen nahezu vollständig mit den Makeln von Gotteslästerung und Irrlehre gebrandmarkt und für unsagbar, ja undenkbar erklärt wurden.

In Folge trat die geistige und technologische Entwicklung des Abendlandes für Jahrhunderte unter religiösem, politisch durchgesetztem Zwang auf der Stelle, fiel hinter dem andauernden Fortschritt des Morgenlandes immer weiter zurück.

Die Kreuzzüge, bis zum letzten tiefste Punkte dieses Zeitalters, können auch als religiös gerechtfertigte Übersprungshandlungen aus dieser unbewusst empfunden Unterlegenheit erklärt werden.

Versuche, den zum Ungläubigen verteufelten überlegenen Konkurrenten um die Spitze der kulturellen Entwicklung mit bloßer Gewalt auf den Stand der eigenen Ohnmacht hinunter zu morden, da man seine Macht mit den eigenen Mitteln nicht erreichen konnte.

War es ein Ziel, das Morgenland gewaltsam auf die Ebene der eigenen Ignoranz hinunter zu ziehen, ist das gelungen, auch um den Preis eines in diesen Kriegen gereiften, spiegelbildlichen Fanatismus des Glaubens, der das Mittelalter überdauerte und bis heute Menschen tötet.

Wie war das alltägliche Leben der Menschen dieser Zeit?

In einer Welt, in der nur das gedacht, gesagt und getan werden durfte, was die bestehende, gottgewollte Ordnung der Welt bestätigte und weiter festigte, blieben die Möglichkeiten des Einzelnen von der Geburt bis zum Tod an die gesetzten Grenzen seiner Herkunft, seines Standes gekettet.

Tödliche Krankheiten blieben zu lange unerklärliche, unheilbare Plagen. Sie zu überleben, war ein Gottesurteil, bestenfalls ein Vorteil höherer gesellschaftlicher Ränge.

Technologien, die die zermürbende Fron der beherrschten Massen hätten lindern können, blieben als Teufelswerk und Zauberei verschrien.

Es war eine tote Welt in einer bewegungslosen Zeit ohne Zukunft.

Deshalb war es eben keine dichterische Übertreibung, die Epoche, die die Antwort auf diese irdische Vorhölle gab, Renaissance zu nennen, Wiedergeburt.

Wie man einem Zeitalter, das nicht weniger von Leid, Hass und Gewalt geprägt war als die davor, trotzdem einen Namen geben konnte, der so eindeutig mit Lebensfreude und Hoffnung verknüpft ist, wird erst klar, wenn man begreift, wie tief die Finsternis war, die es beendete.

Erst diese Vergangenheit verklärt all seine Kriege und Heimsuchungen zu den notwendigen Wehen einer Wiedergeburt der Zukunft an sich.

Erst die Energie dieses Neuanfangs machte mit ihren memetischen Wellen über die Zeiten die Aufklärung möglich. Erst aus der Aufklärung konnte sich die industrielle Revolution fortsetzen und nur in der von ihr erbauten Welt konnten Forscher wie Charles Darwin die Werkzeuge schaffen, mit denen sie zu ihren Erkenntnissen gelangten.

Diese Erkenntnisse, sind die Grundlagen, sind die Anfänge unseres weiteren Fortschritts, unserer Zukunft.

Wenn wir sie wehrhaft gegen den erneuten Rückfall in die Vergangenheit verteidigen.

Jeder Optimist muss nun antworten, dass diese Bedrohung nicht wirklich ist.

Dass Geschichte sich nicht wiederholt.

Dass der menschliche Fortschritt nicht aufgehalten werden kann.

Der Realist sieht diese Fakten, und muss sich eingestehen, die Bedrohung ist da. Sie zu leugnen, ist kampflose Aufgabe.

Geschichte wiederholt sich nicht buchstäblich, aber sie reimt sich:

80 Jahre nach dem „Affenprozess“ sind nach einer aktuellen Gallup-Umfrage immer noch 40 Prozent aller US-Bürger der Meinung, dass Gott die Menschen vor 10.000 Jahren in ihrer jetzigen Gestalt geschaffen hat, bekennen sich damit zu hartem Kreationismus. Sie fallen damit persönlich hinter die Entwicklung ihrer eigenen Religion zurück, die sich seit dem längst Wege erarbeitet, die Evolutions-“Theorie“ mit ihrem Weltbild zu versöhnen.

18 Prozent der befragten Biologie-Lehrer an staatlichen US-amerikanischen High Schools (vergleichbar deutscher Gymnasien) lehren Weltbilder des Kreationismus und Intelligent Design mehr oder weniger aktiv, als wären es wissenschaftlich bewiesene Tatsachen. Ein weiteres Mal wird der gnostische Irrtum vervielfältigt, dass Glaube sich selbst für Erkenntnis hält.

Dagegen unterrichten 28 Prozent der selben Gruppe aktiv die erbrachten Beweise der Evolutions-“Theorie“.

Die zögernde Mehrheit von 60 Prozent scheut vor jeglichem Bekenntnis, flüchtet sich davor auf die molekulare Meta-Ebene, verflacht die Gegensätze von Evolution und göttlicher Schöpfung zu gleichwertigen Optionen in Mutiple Choice Tests oder zu Tabus der Meinungsfreiheit.

Unsere Zukunft entsteht auf den Grundlagen von Pythagoras, Kopernikus und Darwin in den Köpfen der Schüler von heute, der Forscher von morgen.

Diese Grundlagen sind wieder in Gefahr. 

Diese Zukunft ist wieder in Gefahr.

Die Bedrohung wächst je lauter die 18 Prozent schreien, je lauter die 60 Prozent schweigen.

28 Prozent Gerechte allein können die Zukunnft nicht verteidigen.

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